
Bei Kindern achten Erwachsene besonderes darauf, dass sie durch einen Helm vor Verletzungen geschützt sind. Bei sich selbst sind sie offenbar nachlässiger – dabei ist der Helm hier nicht weniger wichtig. – Foto: Pixybay.com
Immer mehr Verkehrsteilnehmende entscheiden sich dafür, häufiger das Auto stehen zu lassen und stattdessen mit dem Fahrrad zu fahren. So reduzieren sie Lärm und Abgase, sparen Platz und tun etwas für ihre Gesundheit. Mit der häufigeren Nutzung des Fahrrads – insbesondere auch jetzt im Frühjahr – steigt aber auch das Risiko, einen Unfall zu erleiden. 2020 kam dem Portal statista.de zufolge 426 Radfahrer im Straßenverkehr in Deutschland ums Leben.
51 Prozent tragen selten oder nie einen Fahrradhelm
Trotz des erhöhten Unfallrisikos trägt eine knappe Mehrheit der Deutschen von 51 Prozent beim Radfahren in der Regel keinen Schutzhelm. Eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag des TÜV-Verbands zeigt: 39 Prozent der Fahrradfahrer tragen nie und 12 Prozent nur selten einen Helm. Die kleinere Hälfte tut dies immer (36 Prozent) oder meistens (13 Prozent).
Radfahren ist vor allem in Städten gefährlich
„Fahrradhelme sorgen für ein deutlich geringeres Verletzungsrisiko bei Unfällen", sagt Marc-Phillip Waschke, Referent für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. „Radfahren ist und bleibt vor allem in Städten gefährlich. Die Infrastruktur für den Radverkehr lässt in Deutschland häufig zu wünschen übrig.“ Das Tragen eines Fahrradhelms ändere zwar nichts am Unfallrisiko – aber es biete Radlern für den Fall eines Crashs den bestmöglichen Schutz.
Helme verhindern 80 Prozent der schweren Kopfverletzungen
Bei einem Viertel aller Fahrradunfälle ist der Kopf betroffen. Eine Studie der HFC Human-Factors-Consult GmbH im Auftrag der Verkehrsministerien von Baden-Württemberg und Thüringen zeigt, dass Helme 20 Prozent aller leichten und 80 Prozent aller schweren Kopfverletzungen verhindern. Um sicher mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, empfiehlt der TÜV-Verband ausdrücklich das Tragen eines Helms. Damit Radler den richtigen Fahrradhelm finden, verraten wir, worauf es beim Kauf ankommt.
Worauf man beim Kauf von Fahrradhelmen achten sollte
Wie erkennt man getestete Sicherheit? Eine Mindestanforderung ist laut TÜV das CE-Kennzeichen, das vom Hersteller selbst vergeben wird und angibt, dass der Helm den geltenden Anforderungen genügt. Wer sich nicht allein auf die Selbsterklärung des Herstellers verlassen will, sollte beim Kauf auf das GS-Zeichen und das TÜV-Prüfzeichen achten. Sie zeigen, dass der Helm von einer unabhängigen Prüfstelle geprüft wurde, die Europäische Norm EN 1078 erfüllt und auch die Herstellung überwacht wird. TÜV-Sicherheitsexperte Waschke sagt: „Die Anforderungen in den Testlaboren unabhängiger Prüforganisationen sind meist höher als die des Gesetzgebers."
Hier eine Checkliste mit wichtigen Kriterien für den Kauf:
• Wahl der richtigen Helmgröße, je nach Kopfumfang
• Optimaler Halt durch festen Sitz von Kopf- und Kinnriemen
• Reflektoren oder auffällige Farben tragen zur Sicherheit bei
• GS-Kennzeichen und TÜV-Prüfzeichen weisen auf unabhängige Prüfungen hin
• Helm nach Sturz oder längerer Tragezeit (ca. 5 Jahre) austauschen
(Quelle: TÜV-Verband)
Der Fahrradhelm muss richtig sitzen
Da Helme in verschiedenen Größen erworben werden können, sollte vor dem Kauf der Kopfumfang gemessen werden, rät der TÜV. Um den richtigen Umfang zu ermitteln, sollten Sie 2,5 Zentimeter über den Augenbrauen ansetzen und ein Maßband möglichst gerade um den Kopf ziehen. Neben der richtigen Größe ist auch der passende Sitz entscheidend. Der Helm sollte etwa 2,5 Zentimeter über den Augenbrauen sitzen. Achten Sie also darauf, dass der Helm nicht zu weit im Nacken sitzt und die Stirn ungeschützt bleibt.
Die meisten Helme können zusätzlich an die Kopfgröße und -form angepasst werden. „Neben der Größe bieten Helme weitere Einstellungsmöglichkeiten wie Kopf- oder Kinnriemen. Sie sollten festsitzen, aber kein beengendes Gefühl geben", sagt TÜV-Vertreter Waschke. „Vor allem Stirn, Schläfen und Hinterkopf sollten vom Helm gut geschützt sein."
So werden Fahrradhelme getestet
Fahrradhelme werden sowohl auf ihre Fähigkeit getestet, Aufprallkräfte abzudämpfen, als auch auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit der verwendeten Materialien. Zu diesen Qualitätsstandards gehört neben der sicheren Bauart auch die Frage, ob Grenzwerte von Weichmachern in den Kunststoffen eingehalten werden. Die Stabilität der Helme wird durch das Durchhaltevermögen bei einem Aufprall überprüft. Ein Kinderhelm muss beispielsweise einen Sturz aus 1,50 Metern Höhe aushalten.
Wann ein Fahrradhelm erneuert werden sollte
Vielen Verbrauchern ist offenbar nicht bewusst, dass Helme ihre Schutzwirkung nach einem Sturz oder längerer Gebrauchszeit verlieren. Nach einem Unfall sollte der Helm gründlich untersucht werden. Kleine Risse, die durch einen Aufprall entstehen, führen zu weniger Stabilität und damit zu einem deutlich geringeren Schutz. Aber auch wer unfallfrei fährt und die lebensrettende Wirkung des Helms nie in Anspruch nehmen musste, sollte nicht an der falschen Stelle sparen. „Nach fünf Jahren“, empfiehlt der TÜV, „sollte man über den Kauf eines neuen Helms nachdenken. Denn dann wird das Material porös.“