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Wann werden Krebspatienten gegen COVID-19 geimpft?

Montag, 21. Dezember 2020 – Autor:
Über 80-jährige werden zuerst mit dem neuen COVID-19-Impftsoff geimpft. Das sieht die Prioritätenliste der STIKO vor. Krebspatienten kommen erst an dritter Stelle. Doch es gibt Ausnahmen.
Krebspatienten erhalten die COVID-19-Impfung nicht zuerst – es sei denn sie sind über 80

Krebspatienten erhalten die COVID-19-Impfung nicht zuerst – es sei denn sie sind über 80 – Foto: ©hedgehog94 - stock.adobe.com

Das Alter ist mit Abstand das größte Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken oder daran zu sterben. Darum hat die Ständige Impfkommission (STIKO) allen über 80-jährigen bei der Impfung Priorität eingeräumt. Parallel sollen Bewohner und Personal von Pflegeheimen, Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten, Personal auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und im Rettungsdienst die COVID-19-Impfung erhalten.

Zur Gruppe mit der zweithöchsten Priorität zählen unter anderem alle Personen, die das 70. Lebensjahr vollendet haben sowie Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, etwa nach einer Organtransplantationen sowie enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren.

Krebs hat dritthöchste Priorität

Krebspatienten gehören zur Gruppe mit der dritthöchsten Priorität. Das heißt, sie werden erst dann geimpft, wenn die Impfung der ersten beiden Gruppen weitgehend abgeschlossen ist. Auch andere Menschen mit chronischen Erkrankungen fallen in diese Kategorie. Allerdings gibt es Ausnahmen von der Regel. Zum Beispiel, wenn Krebspatienten das 70. oder 80. Lebensjahr überschritten haben, werden sie schon früher geimpft. Außerdem kann das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf auch aus anderen Gründen bei Krebspatienten sehr unterschiedlich sein. „Faktoren wie Krebsart, Erkrankungssituation, erforderliche Therapie und Begleiterkrankungen sowie weitere Risiken, wie Alter oder Rauchen, spielen eine wichtige Rolle. Eine pauschale Einstufung ist daher nicht möglich“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). „Wir empfehlen Betroffenen ihre behandelnden Ärzte um eine Einschätzung zu bitten“, so Weg-Remers.

Unter Umständen kann eine COVID-19-Impfung auch gar nicht möglich sein, etwa wenn das Immununsystem durch eine hochdosierte Chemotherapie stark geschwächt ist. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, indem sich nahe Angehörige bzw. allgemein Personen, die im gleichen Haushalt leben, impfen lassen.

Impfungen wurden nicht während Krebsbehandlung getestet

Unterdessen liegen derzeit noch keine Daten vor, wie wirksam und sicher die neuen mRNA- Impfstoffe speziell bei Krebspatienten sind. Denn Menschen, deren Immunsystem durch die Krebserkrankung oder die Krebstherapie unterdrückt ist, waren bei der bisherigen Zulassungsstudie nicht als Probanden vertreten. Daher gibt es bislang keine verlässlichen Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs für diese Patientengruppen. Hierfür sind weitere Studien erforderlich.

In den Zulassungsstudien verhinderten die Impfstoffe von Boinetck und Moderna eine COVID-19-Erkrankung bis zu 90 Prozent und mehr. Einen so hohen Impfschutz bietet zum Beispiel die Grippeimpfung nicht. Allerdings weiß momentan niemand, in welchem Maße die Impfung auch Übertragungen des Virus verhindert oder zumindest reduziert. Bis Klarheit herrscht, müssen Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und die AHA+A+L-Regeln - Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltagsmaske tragen, Corona-Warn-App nutzen und Lüften – auch von geimpften Personen eingehalten werden.

Foto: © Adobe Stock/ hedgehog94

Hauptkategorien: Corona , Medizin , Prävention und Reha

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