Vitamin soll vor gefährlichen Keimen schützen
Jeder dritte Mensch trägt Staphylococcus aureus unbeschadet auf der Haut. Bei bereits geschwächten Patienten kann das Bakterium jedoch zu Haut- und Weichgewebeinfektionen sowie zu Lungen- und Knochenentzündungen führen. Deshalb sind die antibiotikaresistenten Stämme (MRSA) gerade in Krankenhäusern oft lebensbedrohlich.
Jetzt hat eine Forschergruppe um den Krebsforscher Dr. Nils Thoennissen von der Universität Münster in den USA herausgefunden, dass hohe Dosen von Nicotinamid (Vitamin B3) bei der Bekämpfung bestimmter Bakterien, die als "Krankenhauskeime" gefürchtet sind, helfen. Wie das Forscherteam im "Journal of Clinical Investigation" schreibt, wirkte die Vitamingabe gegen MRSA und gegen Pseudomonas, eine weitere Bakteriengattung, die zunehmend in antibiotikaresistenter Form auftritt und sich nur schwer bekämpfen lässt.
Körper schüttet antibakteriell wirkende Stoffe aus
Die Forscher hatten in ihren Experimenten Vitamin B3 Dosen eingesetzt, die etwa dem 300-fachen der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Tageszufuhr entsprechen. "Bestimmte weisse Blutkörperchen - die neutrophilen Granulozyten - spielen im angeborenen Immunsystem eine wichtige Rolle bei der aktiven Bekämpfung schädlicher Mikroorganismen", erläutert Thoennissen. "In unseren Versuchen haben hohe Nicotinamid-Dosen die Neutrophile sowohl bei lebenden Mäusen als auch im menschlichen Blut im Reagenzglas gestärkt. Die Neutrophile schütteten dadurch vermehrt antibakteriell wirkende Stoffe aus."
Der neue Angriffsweg gegen multiresistente Keime könnte in Zukunft in Krankenhäusern und anderen Risikoumgebungen sowohl vorbeugend als auch therapeutisch genutzt werden. Doch zuvor muss in klinischen Studien die Wirksamkeit am Menschen bewiesen werden, auch um mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufzudecken.
Ähnlich hohe Dosen des Vitamins werden heute schon Krebspatienten verabreicht. "Vor der Bestrahlung von Krebspatienten kann Nicotinamid in hohen Dosen verabreicht werden, um das Ansprechen von bestimmten soliden Tumoren zu erhöhen", sagt Krebsforscher Thoennissen. Nebenwirkungen seien erst bei noch grösseren Mengen zu erwarten.
Foto: WWU Münster / Thomas Bauer