Vitamin-D-Mangel könnte COVID-19-Verlauf verschlechtern

Studien sehen Zusammenhänge zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und der Schwere des Krankeitsverlaufs bei COVID-19 – Foto: ©Alexander - stock.adobe.com
Vitamin-D-Mangel könnte zu einer erhöhten Sterblichkeit an COVID-19 beitragen. Das berichtet Prof. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Er verweist dabei auf zwei aktuelle Studien aus Großbritannien und den USA.
Eine Arbeitsgruppe um Petre Cristian Ilie vom Queen Elizabeth Hospital King’s Lynn NHS Foundation Trust fand bei ihren Untersuchungen in 20 europäischen Ländern eine Assoziation zwischen niedrigen bis mittleren Vitamin-D-Spiegeln und höheren Erkrankungs- und Mortalitätsraten. Die Sterblichkeit war in Italien und Spanien besonders hoch. In diesen Ländern sind die Vitamin D-Spiegel im Durchschnitt deutlich niedriger als etwa im Norden Europas. Dazu könnte beitragen, dass in den Südländern vor allem ältere Menschen die Sonne eher meiden, schrebt Prof. Schatz.
Skandinavier nehmen mehr Vitamin-D zu sich
Auch die hohen COVID-19-Erkrankungsraten in Britannien korrelierten mit den im Mittel niedrigen Vitamin-D-Spiegeln. In skandinavischen Ländern mit niedrigen Raten nehmen die Menschen mehr Nahrungsergänzungsmittel ein und verzehren mehr Vitamin-D-haltigen fetten Fisch. Sie nutzen jede Sonnenstunde und gehen viel ins Freie.
Die US-amerikanische Autorengruppe von der Northwestern University of Illinois untersuchte Krankenhausdaten von COVID-19-Patienten in China, Frankreich, Deutschland, Italien, Iran, Südkorea, Spanien, Schweiz, Großbritannien und den USA. Es lagen bei den meisten der Patienten keine Vitamin-D-Spiegel vor, daher wurden epidemiologischen Daten über Vitamin D in den verschiedenen Ländern zugrunde gelegt.
Vitamin-D-Mangel könnte COVID-19-Verlauf verschlechtern
Auch hier fand sich eine Assoziation zwischen niedrigem Vitamin D und höherer Sterblichkeit. Vitamin-D-Mangel könnte also den COVID-19-Verlauf verschlechtern und zu einer erhöhten Sterblichkeit an COVID-19 beitragen. Als Erklärung bieten die Autoren an, dass Vitamin D nicht nur das angeborene Immunsystem unterstütze, sondern auch überschießende immunologische Reaktionen mindere und somit die Krankheitsverläufe abschwäche.
Indes gibt es noch keine randomisierten, kontrollierten Studien, die diesen Zusammenhang nachweislich belegen. Schatz zitiert den Endokrinologen Harpreet S. Bajaj vom Mount Sinai Hospital in Toronto, der aus den bislang dazu vorliegenden Studien die Schlussfolgerung zieht: Vitamin D könnte drei mögliche Rollen im Zusammenhang mit dem Erkrankungsrisiko und der Schwere der COVID-19-Erkrankung spielen: gar keine, als einfacher Biomarker, als ursächlicher Faktor.
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