Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Virologin Protzer erwartet massive Omikron-Welle zum Jahreswechsel

Mittwoch, 22. Dezember 2021 – Autor:
Seit drei Wochen sind die Infektionszahlen in Deutschland am Sinken. Experten erwarten jedoch schon bald eine Trendumkehr. Die Virologin Ulrike Protzer vergleicht die Omikron-Variante mit einem Brandbeschleuniger.
Da bauscht sich eine massive Welle auf, sagt Virologin Protzer über Omikron

Da bauscht sich eine massive Welle auf, sagt Virologin Protzer über Omikron – Foto: © Adobe Stock/ EpicStockMedia

Ulrike Protzer ist Direktorin des Instituts für Virologie am Helmholtz Zentrum München und hat an der Technischen Universität München den Lehrstuhl für Virologie inne. Bisher hat sich die Virologin immer sehr besonnen und differenziert über das Pandemiegeschehen geäußert. Vielleicht gehört sie deshalb eher zu den selteneren Gästen in Talk-Shows, wo es in erster Linie um Einschaltquoten geht. In einem Interview mit der Tagesschau wird sie nun erstaunlich deutlich, was die neue Omikron-Variante betrifft.

Man müsse davon ausgehen, dass sich um die Jahreswende „eine Welle von Infektionen mit der Omikron-Variante auch in Deutschland aufbaut“, sagt sie. „Und das wird dann sehr rasch gehen.“ Zu beobachten sei dies schon in anderen Ländern wie England oder Dänemark.

„Omikron-Variante wirkt wie ein Brandbeschleuniger“

Und diese Infektionswelle könnte massiv sein. „Die Omikron-Variante wirkt wie ein Brandbeschleuniger im Pandemiegeschehen“, sagt Protzer. Denn man müsse sehr viele Infektionen gleichzeitig befürchten. Treffe eine massive Infektionswelle auf die vielen Menschen in Deutschland, die bisher keine Infektion durchgemacht haben oder nicht geimpft sind, oder auf die über 50-Jährigen, bei denen die Zweitimpfung schon länger her ist, „dann kann das selbst bei einem milderen Verlauf zu sehr, sehr vielen Erkrankungen führen.“ Sie fügte hinzu: „Und das könnte unser Gesundheitssystem an den Rand seiner Leistungsfähigkeit bringen, aber auch durch viele gleichzeitige Krankheitsausfälle kritische Infrastrukturen gefährden.“

Boostern wichtig, aber nicht ausreichend

Eine beschleunigte Impfkampagne mit vielen Booster-Impfungen hält die Expertin für „sehr, sehr wichtig, da die Drittimpfung den Impfschutz zu 75 Prozent wieder herstellt.“ Aber das werde nicht reichen. „Meines Erachtens müssen wir uns im Januar auf massive Kontaktbeschränkungen einstellen, um die Welle zumindest abzubremsen.“

Berichte aus Südafrika, wonach es trotz einer massiven Omikron-Welle zu weniger Krankenhauseinweisungen und Todesfällen kommt als in den bisherigen Wellen, stimmen die Expertin verhalten optimistisch. Die Berichte ließen zumindest vermuten, dass die Infektionen nicht schwerer verlaufen als bisher, wenn man eine Infektion durchgemacht habe oder zweimal geimpft sei.

Immunschutz deutlich reduziert

Aber dies kann ihrer Ansicht nach nicht verhindern, dass es in Deutschland zu sehr vielen Erkrankungen kommen wird. Die Omikron-Variante vereine Eigenschaften, die sie zum einen infektiöser machten, ihr zum anderen aber auch erlaubten, einer etablierten Immunantwort zu entgehen. Zudem breite sich Omikron sehr schnell aus, „weil ein Infizierter offensichtlich zwei bis dreimal so viele Menschen infizieren kann wie mit den bisherigen Varianten. Und der Immunschutz nach einer durchgemachten Infektion genauso wie nach einer ein- oder zweimaligen Impfung ist deutlich reduziert“, so die Virologin.

Hauptkategorien: Corona , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Coronavirus

Weitere Nachrichten zum Thema Omikron

09.12.2021

Eine südafrikanische Studie hat jetzt das Infektionsrisiko durch die neue Sars-CoV-2-Variante Omikron untersucht: Sie scheint leichter in der Lage zu sein, den Immunschutz Genesener zu überwinden.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin