Viele Medikationsfehler lassen sich vermeiden
Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass jede zehnte stationäre Krankenhausaufnahme auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen zurückgeht. In Deutschland werden nach Angaben der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) etwa 0,6 Prozent aller internistischen Notaufnahmen auf Medikationsfehler zurückgeführt.
Seit Anfang 2015 erfasst und bewertet die AkdÄ Medikationsfehler im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums. Diese Analyse soll die Patientensicherheit steigern. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass meist nicht ein einzelner Fehler zu einem Schaden beim Patienten führt, sondern eine Verkettung unglücklicher Umstände.
Medikationsfehler können bei jedem Schritt des Medikationsprozesses auftreten. Das beginnt bei der Verordnung und reicht bis zur Einnahme der Medikamente. Die AkdÄ appelliert daher an alle Beteiligten – Ärzte, Apotheker, Pflegekräfte und die Patienten selbst, wachsam zu sein, die Risiken zu erkennen und zu minimieren.
Auf Fehlerquellen bei Arzneimitteltherapie achten!
Gefährdet, unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu erleiden, sind vor allem ältere Patienten mit Mehrfacherkrankungen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen sollen. Darauf weist der Gemeinsame Bundesausschuss hin. Mehr Aufmerksamkeit für diese Gefahren fordern G-BA-Chef Professor Josef Hecken und das unparteiische G-BA-Mitglied Dr. Regina Klakow-Franck, die dem Kuratorium des Aktionsbündnisses Patientensicherheit angehören:
„Patientensicherheit und damit auch Medikationssicherheit sind für den G-BA zentrale Anliegen und Arbeitsfelder. Bei der Medikationssicherheit geht es darum, sogenannte unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit einer Arzneimitteltherapie zu vermeiden“, erklärten die G-BA-Vertreter.
Ärzte verordnen älteren Patienten weniger riskante Medikamente
Eine positive Entwicklung beobachtet das wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WIdO). Ärzte verschreiben älteren Patienten demnach seltener Medikamente, die für sie ungeeignet sind oder sogar gefährlich werden könnten. Der Anteil der AOK-versicherten Patienten ab 65 Jahren, die mindestens ein potenziell riskantes Medikament von der sogenannten Priscus-Liste erhielten, sei von 29 Prozent im Jahr 2006 auf knapp 19 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. In der gleichen Zeit stieg laut WIdO jedoch der Anteil der Patienten ab 65, die mindestens fünf Wirkstoffe im Quartal verschrieben bekamen, von 49 auf 55 Prozent.
Medikationsplan kann ab Oktober Arzneimitteltherapie sicherer gestalten
Ab Oktober haben Patienten, die mindestens drei Arzneimittel regelmäßig einnehmen Anspruch auf einen Medikationsplan. Mit dieser Maßnahme will der Gesetzgeber unerwünschte Arzneimittelwirkungen vermeiden.
Foto: AOK Bundesverband