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UV-Strahlung: Warum Frühlingssonne gefährlicher ist als gedacht

Sonntag, 3. April 2022 – Autor:
Wenn nach dem dunklen Winter die Sonne scheint und Kraft gewinnt, erwachen bei uns Menschen die Lebensgeister. Doch die Deutsche Krebshilfe warnt davor, die Frühlingssonne zu unterschätzen. Schon jetzt kann die UV-Strahlung so intensiv sein wie im Sommer. Infolge des Klimawandels scheint die Sonne auch länger. Weil die Haut noch blass ist und schützende Pigmente fehlen, besteht die Gefahr von Sonnenbrand und Hautkrebs.
Zwei junge Frauen im Frühling lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen.

Nächte und Tage sind noch frisch und der Strandurlaub liegt in weiter Ferne. Trotzdem kann die intensive Sonne im Frühjahr vergleichbar stark und gefährlich sein wie im Sommer. – Foto: AdobeStock/Jürgen Fälchle

Die Sonne scheint, die Menschen strömen ins Freie und genießen den Frühling. Wärme und Licht wirken sich positiv auf das Wohlbefinden aus. An was die wenigsten denken: Im Frühling ist die Haut vermehrt ultravioletter Strahlung der Sonne ausgesetzt. Deshalb ist beim Sonnenbaden ist schon jetzt Vorsicht geboten – erst recht, weil unsere Haut sich erst wieder an die Sonne gewöhnen muss.

Weniger Ozon in der Atmosphäre – mehr UV-Strahlung am Boden

Die Intensität der Frühlingssonne wird nach Einschätzung der Deutschen Krebshilfe leicht unterschätzt. Warum sie intensiver ist als früher, erklärt der Atmosphärenforscher Peter von der Gathen vom Alfred-Wegener-Institut in Potsdam so:  „In manchen Jahren entstehen Ende März und im April sogenannte Low-Ozon-Events in der Stratosphäre, die dazu führen, dass deutlich mehr UV-Strahlung die Erde erreicht als gewöhnlich." Die Stratosphäre ist ein Teil der Erdatmosphäre. Diese die Erdkugel umgebende Luft- und Gashülle sorgt dafür, dass ein Teil der solaren UV-Strahlung von der Erde abgeschirmt wird. In den Luftmassen der Arktis können jedoch bestimmte klimatische Ereignisse chemische Prozesse einleiten, durch die Ozon im Frühjahr abgebaut wird. „Wenn diese ozonarmen Luftmassen Richtung Süden nach Europa ziehen, verursachen sie Strahlungswerte, wie wir sie eigentlich erst in den Sommermonaten erwarten", sagt der Wissenschaftler weiter.

Klimawandel verstärkt Abbau des schützenden Ozons

Ein verstärktes Auftreten von Niedrig-Ozon-Ereignissen scheint nach aktuellen Kenntnissen auch mit der globalen Erwärmung zusammenzuhängen. „Der globale Klimawandel verändert auch die Meteorologie der Stratosphäre. In einzelnen Wintern sehen wir in der arktischen Stratosphäre einen Trend hin zu tieferen Temperaturen, was den Ozonabbau begünstigt", sagt der Potsdamer Forscher von der Gathen.

April-Trend: Immer höhere Temperaturen, mehr Sonnenschein

In Deutschland weisen die Frühlingsmonate im Trend eine immer höhere Durchschnittstemperatur auf. „Bezogen auf den vierjährigen Mittelwert zwischen 1961 und 2021 liegt der langfristige Temperaturanstieg im April letzten Jahres bei plus 1,8 Grad Celsius“, sagt Andreas Matzarakis, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). „Auch die Sonnenscheindauer im April hat sich im langfristigen Trend um 35,7 Stunden erhöht." Dies könne dazu führen, dass sich Menschen öfter und länger im Freien aufhielten und ihre Haut dadurch über das Jahr hinweg mehr der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt sei.

UV-Strahlung: Hauptrisikofaktor für Hautkrebs

„Die Weltgesundheitsorganisation stuft UV-Strahlen als krebserregend ein", betont Gerd Nettekoven, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe. „Sie ist der Hauptrisikofaktor für das Entstehen von Hautkrebs." Treffen diese Strahlen auf ungeschützte Haut, entstehen innerhalb von Sekunden Schäden im Erbgut von Hautzellen.

Augen und Haut: Schon im Frühjahr vor Sonne schützen

Zwar könne ein ausgeklügeltes körpereigenes Reparatursystem solche Schäden erkennen – und bis zu einem gewissen Grad auch sehr gut beheben, erklärt Eckhard Breitbart, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP). „Gerade bei erhöhter UV-Strahlung besteht aber die Gefahr, dass geschädigte Zellen dauerhaft in der Haut verbleiben. Aus ihnen kann im Laufe von Jahrzehnten Hautkrebs entstehen." Die Deutsche Krebshilfe und die ADP raten daher dazu, die Haut im Frühjahr erstens sehr behutsam an die Sonne zu gewöhnen, um sie vor Krebsneubildung zu bewahren. Und Haut und Augen sorgfältig zu schützen.

Wie man die Haut und Augen vor Sonne schützt

Was kann man tun, damit die Haut bei aller Sonnenhungrigkeit keinen Schaden nimmt? „Im Frühjahr empfehlen wir, die Haut durch kurze Aufenthalte im Freien langsam an die Sonne zu gewöhnen“, sagt Dermatologe Breitbart. Und vor schädlicher UV-Strahlung könne sich jeder mit einfachen Maßnahmen schützen und so aktiv sein Hautkrebsrisiko senken:

  • Situationen mit hoher UV-Belastung meiden (pralle Mittagssonne)
  • passende Kleidung und Kopfbedeckung auswählen
  • für unbedeckte Hautstellen Sonnencreme benutzen (Lichtschutzfaktor 30 oder höher)
  • Augen mit einer UV-sicheren Sonnenbrille schützen
  • Säuglinge und Kleinkinder niemals der prallen Sonne aussetzen.

(Quelle: Deutsche Krebshilfe, Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention/ADP)

Hauptkategorie: Medizin
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