Ursache für Leukämie Rückfälle nach Knochenmarkstransplantation gefunden
Durch die Knochenmarkstransplantation sind viele Arten von Leukämie heilbar geworden. Zunächst muss ein passender Spender gefunden wird, dessen Antigene weitgehend mit denen des Patienten übereinstimmen. Je nachdem, ob blutbildende Stammzellen aus dem Knochenmark oder dem Blut des Spenders entnommen werden, spricht man von einer Knochenmarkstransplantation bzw. Stammzelltransplantation.
Bevor die Stammzellen dem Leukämie-Patienten übertragen werden können, muss er mit einer hochdosierten Chemotherapie und manchmal auch mit einer Strahlentherapie behandelt werden, die sein gesamtes Knochenmark zerstört. Wenn sich die neuen Stammzellen in den Markhöhlen der Knochen ansiedeln und dort neue funktionstüchtige Blutzellen bilden, kann der Patient von der Leukämie dauerhaft geheilt werden.
Nach Leukämie Rückfall sinken die Überlebenschancen
Etwa jeder dritte Leukämie-Patient erleidet jedoch einen Rückfall, weil die aus den neuen Stammzellen entwickelten Effektorzellen versagen. Das heißt, die Zellen erkennen nicht alle verbliebenen Tumorzellen und können sie folglich nicht abtöten. Dann sinken die Überlebenschancen dramatisch.
Eine internationale Forschergruppe unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) hatte kürzlich herausgefunden, dass bei einem Viertel dieser Rückfälle das Genom der Tumorzellen dauerhaft verändert ist. Nun gibt es neue Erkenntnisse, wonach für die restlichen Dreiviertel der Rückfälle ein regulierbarer Gendefekt verantwortlich ist. Die Arbeit „Immune signature drives leukemia escape and relapse after hematopoietic cell transplantation“ wurde jetzt in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ publiziert.
„Diese Veränderungen betreffen die Immunantwort und lassen sich in zwei große Gruppen einteilen. Entweder sind Gene betroffen, die von den Effektorzellen erkannt werden, oder sie hemmen ihre Aktivität. Gleich ist in beiden Fällen, dass die Leukämiezellen nicht zerstört werden und der Patient einen Rückfall erleidet“, erklärt Prof. Dr. Katharina Fleischhauer, Leiterin des Instituts für Zelltherapeutische Forschung am Universitätsklinikum Essen.
Lässt sich ein Rückfall medikamentös verhindern?
Doch die Forscher haben Hoffnung, dass man künftig gezielt in die regulierbaren Gendefekte eingreifen kann. In ersten Laborversuchen konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, den neu entdeckten Genveränderungen medikamentös gegenzusteuern. Die Wissenschaftler hoffen deshalb, dass Zytokine oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die bereits in anderen Gebieten der Immuntherapie klinisch eingesetzt werden, auch bei Leukämie-Rückfällen wirksam sein könnten. Allerdings ist Krebs so ein komplexes Geschehen, das es auch noch andere Ursachen für Rückfälle geben könnte, die man heute vielleicht noch gar nicht kennt.
Andere Immuntherapien neuerdings bei ALL verfügbar
Die Knochenmarkstransplantation bzw. Stammzelltransplantation gehört übrigens auch in den Bereich der Krebsimmuntherapie. Neue Chancen tun sich außerdem durch andere zelluläre Therapien auf. Die sogenannte CAR-T-Zelltherapie ist seit vergangenem Jahr auch in Deutschland zugelassen. Das Präparat Kymriah von Novartis ist zugelassen zur Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen erwachsenen Patienten im Alter bis zu 25 Jahren mit refraktärer oder rezidivierter akuter lymphatischer B Zell Leukämie (ALL) sowie bei erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligen B Zell Lymphom (DLBCL) nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie. Das bedeutet: Erst wenn alle anderen Krebstherapien gescheitert sind, darf die zelluläre Immuntherapie zum Einsatz kommen. Studien hatten gezeigt, dass mit einer einzigen Behandlung bei vielen Betroffen die Leukämie nicht mehr nachweisbar ist.
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