Uni Greifswald meldet Durchbruch: Ursache für Hirnvenenthrombosen gefunden

Forscher der Uni Greifswald finden kausalen Zusammenhang zwischen AstraZeneca-Impfstoff und den schweren Sinusvenenthrombosen – Foto: © Adobe Stock/PhotoGranary
Forscher der Universitätsmedizin Greifswald haben offenbar die Ursache für die Hirnvenenthrombosen gefunden, die in Zusammenhang mit dem Impfstoff von AstraZeneca stehen. Wie NDR 1 Radio MV berichtet, aktiviert der Impfstoff bei einigen Menschen einen Mechanismus, der zur Bildung von Blutgerinnseln im Gehirn führt. Konkret soll es sich im eine Aktivierung von Thrombozyten (Blutplättchen) handeln, die normalerweise nur zum Verschließen von Wunden das Blut zum gerinnen bringen.
Da der Mechanismus so klar identifiziert worden sei, habe auch eine gezielte Behandlungsmöglichkeit entwickelt werden können, berichtet der Sender. Betroffenen mit dieser seltenen Komplikation könne nun ein Wirkstoff verabreicht werden, der gegen die Thrombose helfe.
Hirnvenenthrombosen sollen nun behandelbar sein
„Der Unimedizin Greifswald ist der Durchbruch gelungen! Unser Prof. Andreas Greinacher hat geforscht wie ein Weltmeister, hat entschlüsselt, wie die Thrombosen entstehen, wie zuverlässig getestet werden kann - und was dagegen hilft. Die schweren Thrombosefälle können behandelt werden“, schreibt die Universitätsmedizin Greifswald auf ihrer Facebook-Seite. „Wir sind happy, dass die Impfungen nun ohne diese Angst weitergehen ... und mega-stolz auf unseren Spitzenforscher!“
Laut NDR-Bericht kann das Mittel gegen die Thrombosen allerdings nicht vorsorglich verabreicht werden. Eine Behandlung mit dem Wirkstoff ist demnach nur nach der Bildung eines Blutgerinnsels möglich.
Blutproben von sechs Betroffenen untersucht
Der Immunologe Prof. Andreas Greinacher leitet seit 1994 die Abteilung Transfusionsmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Dem NDR zufolge hat sich der Forscher direkt nach dem Impfstopp am Montag an das Paul-Ehrlich-Institut gewandt und daraufhin Blutproben von sechs Thrombosepatienten erhalten. Mit Hilfe der Blutproben konnten die Forscher dann in kürzester Zeit den Mechanismus entschlüsseln, der bei den Betroffenen zu den schwerwiegenden Hirnvenenthrombosen geführt hatte. Es soll sich um eine Abwehrreaktion des Körpers gegen den Impfstoff handeln.
Die Ergebnisse aus Greifswald müssen sich allerdings noch im richtigen Leben bewähren. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) kündigte am Donnerstag weitere Untersuchungen an. Ihre Überprüfung des AstraZeneca-Impfstoffs erfolgte lediglich anhand von statistischen Daten. Nach der Auswertung kam die EMA zu dem Schluss, dass das Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken oder zu sterben, sehr viel wahrscheinlicher sei, als eine extrem seltene Hirnvenenthrombose mit oder ohne Blutung zu erleiden. Dementsprechend sei der Impfstoff „sicher“ und könne weiter verimpft werden - allerdings mit einem entsprechender Warnhinweis.
Weitere Fragen offen
Der Virologe Prof. Alexander Kekulé von der Uni Halle vermutet, der Impfstoff von AstraZeneca könne möglicherweise das Zusammenspiel aus Blutgerinnung und Thrombolyse stören und bei weitaus mehr Menschen zu unerkannten Mikrothromben führen. Die 18 der EMA gemeldeten Hirnvenenthrombosen könnten von daher nur die „Spitze eines Eisbergs sein.“ Im MDR-Podcast und bei Markus Lanz am Donnerstagabend forderte er, das Blut von Geimpften mit speziellen Gerinnungstests zu untersuchen und die Ergebnisse mit Blutuntersuchungen von Ungeimpften zu vergleichen. Dies habe die EMA bislang nicht getan. Zu dem aktuellen Fund aus Greifswald hat sich der Virologe und Epidemiologe bislang noch nicht geäußert.