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Überschießendes Immunsystem bei Covid-19 einfach erklärt

Dienstag, 1. Februar 2022 – Autor:
Schwere Covid-19-Verläufe sind oft die Folge eines überschießenden Immunsystems. Ausgerechnet immungeschwächte Menschen sind davon betroffen. Wie kann das sein? Ein Virologe hat eine einfache Erklärung.
Überschießendes Immunsystem bei Covid liegt an einer verzögerten Immunantwort

Überschießendes Immunsystem bei Covid liegt an einer verzögerten Immunantwort – Foto: © Adobe Stock/ Siarhei

Eine Covid-19-Infektion verläuft in den ersten Tagen bei allen Betroffen mehr oder weniger moderat. Erst ungefähr nach einer Woche werden die Weichen gestellt, wie schwer die Krankheit verlaufen wird. Tritt dann eine Verschlechterung des Gesundheitszustands ein, könnte dies der Beginn eines schweren Verlaufs sein. Schlimmstenfalls droht eine künstliche Beatmung auf der Intensivstation oder der Tod. Dazwischen gibt es etliche Grauzonen.

Immunsupprimierte besonders gefährdet

Mediziner erklären schwer Covid-19-Verläufe meist mit einem überschießenden Immunsystem. Die körpereigene Abwehr spielt dann sozusagen verrückt und greift die Lunge oder auch andere Organe an. Es klingt etwas paradox, dass ausgerechnet immungeschwächte Menschen von solchen überschießenden Reaktionen des Immunsystems betroffen sind.

Immunsystem antwortet in mehreren Phasen

Der Virologe Alexander Kekulé erklärt das im Corona-Kompass des MDR so: Das Immunsystem antwortet in mehreren Phasen. In der ersten Phase sollte es das Virus schnell erkennen und unter Kontrolle bringen. Das ist auch bei den allermeisten Patienten der Fall. Nach erfolgreicher Verteidigung schaltet sich das Immunsystem wieder ab. Genau das passiert aber insbesondere bei immungeschwächten Patienten oftmals nicht. Das Immunsystem reagiert nicht sofort, und so kann sich das Virus massiv im Körper weiter verbreiten, praktisch jedes Organ und das zentrale Nervensystem befallen. Erst, wenn sich das Virus massiv ausgebreitet hat, wacht das Immunsystem auf und fängt an ganz brutal die Viren zu vernichten. Dabei gehen auch die Zellen, in denen sich die Viren befinden, kaputt.

Immunsystem reagiert zu spät

„Das heißt also; wenn in der ersten Phase das Immunsystem auf hab Acht ist und verhindert, dass der Einbrecher überhaupt ins Haus kommt, dann ist alles gut“, sagt Kekulé. „Wenn man aber erst das ganze Haus in die Luft sprengt, weil der Einbrecher irgendwo im in der Wohnung schon ist, dann ist eben schlecht für das Haus.“ Das Problem bei Immunsupprimierten ist also, dass das Immunsystem zu spät anspringt.

Impfung überlastet das Immunsystem nicht

Eine Impfung gegen das Coronavirus kann aber keine überschießende Reaktion des Immunsystems provozieren, beruhigt Kekulé. Auch nicht, wenn in einen asymptomatischen Infekt „reinimpft“ werde. „Das ist nichts, was irgendwie das Immunsystem überlastet.“

Bei Erkältungen sei es auch oft so, dass ganz viele Menschen zwei, drei Viren zugleich bekämen und niemand sterbe daran, erläutert der Virologe. „Wenn jetzt zwei Reize zugleich kommen und wenn eines von beiden gar kein echtes Virus ist, sondern sozusagen nur ein Impfstoff, dann ist das kein Problem.“

Hauptkategorien: Corona , Medizin
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