Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Übererregte Nervenzellen gehen Alzheimer-Plaques voraus

Sonntag, 14. März 2021 – Autor:
Alzheimer ist durch eine Ablagerung bestimmter Eiweiße im Gehirn gekennzeichnet. In einer experimentellen Studie konnten Alzheimer-Forscher nun zeigen, was im Gehirn passiert, bevor die Plaques entstehen. Nervenzellen weisen demnach nicht zu wenig, sondern zu viel Aktivität auf.
Alzheimer: Bevor die Plaques kommen, weisen Nervenzellen in Rattengehirn eine messbare Übererregbarkeit auf

Alzheimer: Bevor die Plaques kommen, weisen Nervenzellen in Rattengehirn eine messbare Übererregbarkeit auf – Foto: © Adobe Stock/ktsdesign

Aus etlichen Alzheimer-Studien weiß man heute, dass Eiweißablagerungen dazu beitragen, dass Nervenzellen und ihre Verbindungen – die Synapsen – im Gehirn verloren gehen. Die Betroffenen entwickeln eine Alzheimer-Demenz. Doch schon lange wird vermutet, dass die alzheimertypischen Plaques nur ein Aspekt der Erkrankung sind. Spannend ist deshalb die Frage, was dem degenerativen Geschehen vorausgeht. Eine Antwort wollen nun Forscher vom Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg und vm Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn gefunden haben.  Im Hippocampus von Ratten konnte das Team um die Studienleiter Prof. Dr. Martin Fuhrmann und Prof. Dr. Stefan Remy zeigen, dass sich Nervenzellen schon vor den Eiweißablagerungen verändern. Der Hippocampus spielt bei Lern- und Gedächtnisprozessen eine entscheidende Rolle und gehört zu den Gehirnarealen, die bei Alzheimer als erstes zu Grunde gehen.

 Hippocampus früh von Veränderungen betroffen

„Wir konnten mit unterschiedlichen Methoden nachweisen, dass es im Hippocampus der Tiere zu einer Übererregbarkeit der Nervenzellen kommt, schon bevor sich Alzheimer-Plaques ausgebreitet haben“, sagt Erstautorin Dr. Liudmila Sosulina. „Bereits im frühen Stadium der Alzheimer-Erkrankung haben sich dort glutamaterge Neurone verändert.“

Üblicherweise kommt es bei der Alzheimer-Erkrankung zu Dysfunktionen in den neuronalen Netzwerken, was schon in Mäusen gezeigt wurde. Dass sich das gleiche Bild in Ratten ergibt, deutet den Forschern zu folge auf ein speziesübergreifendes Krankheitsphänomen. Der Beweis, dass dies auch im Menschen so ist, steht allerdings noch aus.

Interessanterweise kamen die  beobachteten Veränderungen am Mikronetzwerk im Hippocampus transgener Ratten zu Beginn der Erkrankung nur in glutamatergen, also erregenden, Netzwerken vor. „Wir nehmen an, dass später auch hemmende Schaltkreise betroffen sind“, so Sosulina.

Hoffnung auf Biomarker

Die Erkenntnisse, die jetzt im Fachmagazin Journal of Neurochemistry erschienen sind, tragen zu einem besseren Verständnis über die Frühphase der Alzheimer-Erkrankung bei. Da die Übererregbarkeit von Nervenzellen im Hippocampus messbar ist, hoffen die Forscher, eine neue Grundlage für die Erforschung von Biomarkern und therapeutischen Maßnahmen gelegt zu haben.

Alzheimer ist in Deutschland die häufigste Form von Demenz. Sollte kein Durchbruch in der Alzheimer-Therapie gelingen, wird die Zahl der Demenzerkrankten in Deutschland von heute 1,6 Millionen bis zum Jahr 2050 auf vaorausscihtlich 2,4 bis 2,8 Millionen steigen.

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Alzheimer

Weitere Nachrichten zum Thema Alzheimer

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin