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Tuberkulose-Impfstoff kann möglicherweise vor Multipler Sklerose schützen

Dienstag, 17. Dezember 2013 – Autor: Anne Volkmann
Ein Tuberkulose-Impfstoff kann möglicherweise den Ausbruch einer manifesten MS (Multiple Sklerose) verhindern. Darauf weist eine aktuelle Studie italienischer Forscher hin. Die Untersuchung wirft auch ein neues Licht auf den Entstehungsmechanismus der MS.
Tuberkulose-Impfstoff bei MS

Bei der MS wird die Übertragung zwischen den Nervenzellen gestört. – Foto: Sagittaria - Fotolia

Sensibilitätsstörungen, Beeinträchtigungen der Sehkraft, Müdigkeit und Lähmungen – die Multiple Sklerose (MS) hat viele Gesichter. Ihr Verlauf lässt sich durch Medikamente in einem gewissen Maß beeinflussen, doch nach wie vor ist die degenerative Nervenerkrankung unheilbar. Nun wurde eine italienische Studie veröffentlicht, die Hinweise darauf gibt, dass ein Tuberkulose-Impfstoff den Ausbruch einer MS möglicherweise verhindern kann.

An der Studie des Wissenschaftlerteams um Giovanni Ristori von der Universität Rom nahmen 82 Menschen teil, die ein „klinisch isoliertes Syndrom“ (CIS) aufwiesen. Das Syndrom umfasst verschiedene Symptome wie Missempfindungen, Seh- oder Gleichgewichtsstörungen und stellt häufig die Vorstufe einer MS-Erkrankung dar. In der Regel entwickeln etwa 50 Prozent aller Patienten mit CIS innerhalb von zwei Jahren eine manifeste Multiple Sklerose.

Weniger Läsionen nach Tuberkulose-Impfung

Die Forscher impften 33 Patienten mit dem Impfstoff Bacille Calmette-Guérin (BCG), der lange Zeit zur Tuberkuloseprävention verwendet wurde. Schon frühere Studien hatten gezeigt, dass sich damit eventuell auch die MS-Aktivität reduzieren lässt. 40 weitere Studienteilnehmer erhielten ein Placebo. Nach einem halben Jahr erhielten alle Patienten eine Basistherapie mit Interferon beta-1a.

Es stellte sich heraus, dass die Patienten, die mit BCG geimpft worden waren, nur halb so viele Läsionen im Gehirn und Rückenmark aufwiesen wie diejenigen, die ein Placebo erhalten hatten. 58 Prozent der Geimpften blieben auch nach fünf Jahren ganz ohne Schub und somit auch ohne die Diagnose einer manifesten MS – bei den ungeimpften Personen waren es nur 30 Prozent. Somit konnte eine Behandlung mit dem Impfstoff offenbar einen Teil der Probanden vor dem Ausbruch einer MS schützen.

Hygiene-Hypothese bestätigt?

Interessant war, dass sich bei den Patienten, die eine BCG-Impfung erhielten, in den ersten 18 Monaten keine neuen T1-Läsionen bildeten und dass es sogar zu einem leichten Rückgang der bestehenden Läsionen kam, während in der Placebogruppe die Anzahl der Läsionen leicht anstieg. „Das sind sehr vielversprechende Ergebnisse“, kommentierte Giovanni Ristori die Ergebnisse der Studie. Nun müssen weitere Untersuchungen den Nutzen und die Sicherheit einer BCG-Impfung bei MS bestätigen. Schwere Nebenwirkungen der Behandlung konnten bisher nicht beobachtet werden.

Hygiene-Hypothese als Ursache für Multiple Sklerose bekommt Aufwind

Die Ursachen der Multiplen Sklerose sind nach wie vor ungeklärt. Einer Hypothese zufolge begünstigt unser allzu hygienisches Leben Autoimmunerkrankungen wie die MS – das Immunsystem soll sich demnach mangels äußerer Feinde gegen den eigenen Körper richten. Es gibt zwar auch andere Erklärungen, aber durch die aktuelle Studie könnte die Hygiene-Hypothese wieder Aufwind bekommen.

Foto: © Sagittaria - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin

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