
Troponin-Test entdeckt unerkannte Herz-Krankheiten – Foto: Fabio Balbi - Fotolia
Das diagnostische Potential dieses Biomarkers sei bei weitem nicht ausgeschöpft, betont der zukünftige DGK-Präsident, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Mit den von ihm und seinem Team entwickelten, hochsensitiven Troponin-Tests ließen sich auch Herzmuskelschädigungen entdecken, die nicht auf einen Infarkt zurückgehen. So könnte weitaus früher mit einer zielgerichteten Therapie begonnen werden.
Biomarker sind körpereigene Moleküle, die im Rahmen eines Krankheitsprozesses vermehrt gebildet werden oder neu entstehen. Bei einem Herzinfarkt wird der Herzmuskel geschädigt. Durch defekte Zellmembranen wird in der Folge Troponin aus den Zellen freigesetzt. Das lässt sich im Blut nachweisen.
Troponin-Test entdeckt versteckte Herz-Risiken
Zu einer Herzmuskelschädigung und damit der Freisetzung von Troponin kann es bei verschiedenen Herzerkrankungen kommen, etwa bei Patienten mit einer akuten Herzmuskelentzündung, einer chronischen Herzinsuffizienz, einer koronaren Herzkrankheit, chronischem Vorhofflimmern oder einer Herzklappenerkrankung.
Häufig findet sich in diesen Fällen eine nahezu konstante Erhöhung des Troponin über lange Zeiträume. Erhöhte Werte bei Patienten mit einer chronischen und vermeintlich stabilen Herzerkrankung sind wiederum mit einer hohen kardialen Ereignisrate assoziiert, warnt der Mediziner. „Die Diagnose Myokardschaden ist sehr wichtig, da sie mit einem hohen kardialen Risiko vergesellschaftet ist.“
Erhöhte Troponin-Werte weisen auf Herzmuskelschädigung hin
Erhöhte Troponin-Werte können aber auch bei Patienten mit anderen akuten Erkrankungen auf eine Herzmuskelschädigung hinweisen, etwa bei Patienten, die an Pneumonie, COPD, Niereninsuffizienz, Lungenhochdruck oder Vaskulitis leiden oder sich einer Chemotherapie unterziehen. Die Diagnose kann lebenswichtig sein.
Bei diesen Erkrankungen ist eine Beteiligung des Herzens, erkennbar an den erhöhten Troponin-Werten, mit einer erhöhten Mortalität von bis zu 40 Prozent im ersten Jahr assoziiert. Selbst bei vermeintlich gesunden Probanden können erhöhte Troponin-Werte im Blut laut Katus auf ein erhöhtes Herz- oder gar Sterbe-Risiko hinweisen.
Mit Troponin werden mehr Herzinfarkte festgestellt
Patienten mit akutem Koronarsyndrom profitieren ohnehin von den neuen, sensibleren Troponin-Tests: Bei ihnen werden damit 20 Prozent mehr Herzinfarkte und entsprechend weniger Fälle von instabiler Angina festgestellt als mit den herkömmlichen Tests. Prof. Katus: „Die so entdeckten Mikroinfarkte sind riskant und müssen behandelt werden."
Für Patienten, die mit Verdacht auf Herzinfakt in die Klinik eingewiesen werden, wird die Behandlung durch die neuen Tests sicherer: „Werden bei der Aufnahmetestung und der Kontrolle nach einer Stunde Werte von Troponin im unteren Normbereich gefunden (für Troponin T <5ng/L), kann bereits nach dieser kurzen Beobachtungszeit ein akuter Herzinfarkt mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden. Dadurch könnten bis zu 40 Prozent aller Patienten mit akutem Brustschmerz innerhalb einer Stunde mit der Diagnose Infarkt-Ausschluss von der Notaufnahme entlassen werden“, so Prof. Katus.
Die Prognose für Patienten mit Infarktverdacht und einem Troponin-Wert im oberen Normbereich (für Troponin T 6 bis 12ng/L) oder über dem empfohlenen oberen Normwert (für Troponin T >14ng/L) fällt deutlich ungünstiger aus: Unabhängig von der Entlassungsdiagnose beträgt die Mortalitätsrate nach zwei Jahren 15 Prozent.
Troponin-Wert hilft auch bei der Wahl der richtigen Therapie
Wichtige Hinweise liefern die Troponin-Werte auch für die Wahl der Therapie, so Prof. Katus. Patienten mit einem Troponinwert über 14ng/L weisen eine hohe Herzinfarktrate und eine schlechte Prognose auf. Die Mortalitätsrate beträgt 2,7 Prozent nach 30 Tagen und 13 Prozent nach zwei Jahren.
Diese Patientengruppe profitiert von einer Koronar-Intervention (Stent oder Bypass). Die Behandlung senkt das Risiko für Tod und Myokardinfarkt nach einem Jahr um 39 Prozent. Patienten mit instabiler Angina, also nicht erhöhten Troponin-Werten, erleiden hingegen durch die Koronar-Intervention mehr Infarkte.
Bei Typ-2-Herzinfarkt gibt es bislang keine Therapie-Empfehlung
Die hochsensitiven Troponin-Tests können auch zur Diagnose einer Herzerkrankung beitragen, für den es bislang keine standardisierte Therapieempfehlung gibt, den Typ-2-Myokardinfarkt. Diese Patienten profitieren nicht von dem neuen Test.
„Bei 20 bis 30 Prozent der Herzinfarktpatienten, die durch die gängigen Kriterien diagnostiziert werden, finden sich in der Herzkatheter-Untersuchung an den Herzkranzgefäßen weder kritische Verengungen noch Verschlüsse“, erklärt Katus. Wird kein Thrombus als Infarktursache gefunden, so wird dies als Typ 2-Myokardinfarkt klassifiziert. Diese finden sich sehr häufig bei kritisch kranken Patienten auf der Intensivstation. Ihre Prognose ist deutlich schlechter als die der Patienten mit einem typischen, durch einen Thrombus verursachten, Typ 1-Infarkt.
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