Traditionelle Ernährung – weniger Entzündungen im Körper

Die traditionelle tansanische Küche ist reich an Ballaststoffen, Obst und Gemüse. Die Folge: Landbewohner haben mehr entzündungshemmende Stoffe im Körper – anders die immer „westlicher" essenden Stadtbewohner. – Foto: AdobeStock/kucherav
Jede Ernährung macht ihrer eigenen Stoffwechselprodukte – und die können günstige wie ungünstige Auswirkungen auf das Immunsystem haben: Das zeigt eine internationalen Studie unter Beteiligung der Universität Bonn und des „Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen“ (DZNE). Die Forscher aus Deutschland, den Niederlanden und des „Kilimanjaro Clinic Research Centers“ in Tansania fanden heraus, dass in dem ostafrikanischen Land das Immunsystem der Stadtbewohner hyperaktiv ist – wegen einer zunehmend „westlichen“ Ernährung. Sie erwarten, dass es in den städtischen Gebieten überall in Afrika zu einem raschen Anstieg nicht-übertragbarer Krankheiten kommen wird.
Städtische Ernährung: Schädliche Stoffwechselprodukte
Die in Tansania durchgeführten Analysen zeigen, dass Stoffwechselprodukte aus der Nahrung einen Einfluss auf das Immunsystem haben. Die Untersuchung wurde unter mehr als 300 Tansaniern durchgeführt, von denen einige in der Stadt Moshi und einige auf dem Land lebten. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Immunzellen der Teilnehmer aus Moshi mehr entzündliche Proteine produzierten. Die untersuchten Personen hatten zwar keine gesundheitlichen Probleme und waren nicht krank. Nur: Ein aktiviertes Immunsystem könne das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. „Bei Menschen mit einer städtischen Ernährung, die mehr gesättigte Fette und verarbeitete Lebensmittel enthält, wurden erhöhte Werte von Metaboliten gefunden, die am Cholesterinstoffwechsel beteiligt sind“, sagt Mihai Netea, Forscher am LIMES-Institut der Universität Bonn.
Essen auf dem Land: Mehr Vollkorn, Obst, Gemüse
Deutlich anders fielen die Ergebnisse für die tansanische Landbevölkerung aus. Studienteilnehmer aus ländlichen Gebieten hatten höhere Werte an Flavonoiden und anderen entzündungshemmenden Substanzen im Blut. Die traditionelle ländliche tansanische Ernährung, die reich an Vollkorn, Ballaststoffen, Obst und Gemüse sei, enthalte dagegen hohe Mengen dieser Substanzen, berichten die Forscher.
Landflucht verstärkt das Problem
Es ist schon länger bekannt, dass ein westlicher Lebensstil und westliche Ernährungsgewohnheiten zu chronischen Krankheiten führen. „Wir haben gezeigt, dass eine traditionelle tansanische Ernährung einen positiven Effekt auf Entzündungen und die Funktion des Immunsystems hat“, sagt Joachim Schultze vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen. „Das ist wichtig, weil nicht nur in Tansania, sondern auch in anderen Teilen Afrikas eine rasante Verstädterung im Gange ist.“ Die Migration vom Land in die Stadt führe zu Veränderungen in der Ernährung und gehe mit einem rasanten Anstieg von Zivilisationskrankheiten einher, was die lokalen Gesundheitssysteme stark belaste. Die Forscher betonen, dass Prävention wichtig sei, und die Ernährung dabei eine wichtige Rolle spielen könne.
Großes Forschungsprojekt zur „Verwestlichung“ der Ernährung
Die jetzt vorgelegte und mit EU-Geldern geförderte Studie ist Teil eines größeren internationalen Forschungsprojekts über die „Verwestlichung“ der Ernährung und ihre gesundheitlichen Folgen („TransMic-Studie“). In diesem Projekt arbeiten Forscher aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Tansania und Burkina Faso zusammen, um die Auswirkungen der Ernährung auf das Immunsystem in verschiedenen Stadien des demografischen Übergangs und der Urbanisierung zu untersuchen.