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Tod durch Masern nicht ungewöhnlich

Dienstag, 23. Mai 2017 – Autor:
In Essen ist eine 37-jährige Frau an Masern gestorben. Die dreifache Mutter war offenbar nur einmal geimpft. Der Fall zeigt, dass gerade junge Erwachsene ihren Impfstatus überprüfen sollten.
Masern können tödlich enden. Doch zu viele Deutsche sind nicht ausreichend geimpft

Masern können tödlich enden. Doch zu viele Deutsche sind nicht ausreichend geimpft

Im Universitätsklinikum Essen ist am Wochenende eine 37-jährige Frau an Masern gestorben. Medienberichten zufolge war die dreifache Mutter als Kind nur einmal geimpft worden. Der Fall ist auch deshalb tragisch, weil ein ausreichender Impfschutz den Tod vermutlich verhindert hätte.

Heute weiß man, dass es für den vollen und nachhaltigen Impfschutz eine zweite Impfung braucht. Die zweite Masern-Impfung wird in Deutschland seit 1991 empfohlen. In den 1970er und 1980er Jahren war dieses Wissen noch nicht bekannt. Daher sind gerade diese Jahrgänge oft nicht ausreichend geschützt. Die Babyboomer aus den 1960er Jahren und Ältere haben dagegen meist eine Maserninfektion durchgemacht und dadurch eine natürliche Immunität gegenüber der hoch ansteckenden Krankheit erworben. Wer sich nicht sicher ist, ob er als Kind die Masern hatte, sollte sich auch als Erwachsener impfen lassen, raten Ärzte und Gesundheitsbehörden.

Impflücken so groß wie in keinem anderen Land der EU

Doch zu wenige tun das: Laut Robert Koch-Institut bestehen in Deutschland erhebliche Impflücken. Weniger als 95 Prozent der Menschen sind geimpft. Dadurch kommt es immer wieder zu Masernausbrüchen und Todesfällen durch Masern. June Erwachsene sind dabei überproportional betroffen. „Schlimm, dass Deutschland inzwischen in Europa das Schlusslicht der Masern-Elimination darstellt“, sagte RKI-Präsident Lothar H. Wieler, als er im Januar die neuesten Zahlen zur Impfung vorstellte. Berlin hat danach bundesweit die niedrigsten Masern-Impfquoten.

Immer wieder schrecken Masern-Todesfälle die Bevölkerung auf. Im vergangenen Jahr war eine Sechsjährige in Hessen an den Folgen von Masern gestorben, nach Jahren schwerster Behinderung. Das Mädchen hatte sich als Kleinkind mit der tödlichen Gehirnentzündung SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis) angesteckt. Im Jahr zuvor war ein kleiner Junge aus Reinickendorf an Masern gestorben. Der Eineinhalbjährige war nach Senatsangaben nicht gegen Masern geimpft.

Drei Tote pro 1.000 Masernfälle

Dabei sind diese Fälle nur die Spitze eines Eisbergs. Laut Robert-Koch-Institut endet eine von 1.000 Masern-Infektionen tödlich. Das Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten der EU geht sogar von drei Todesfällen pro 1.000 Masernfälle aus.

Impfgegner blenden die fatalen Folgen von Masern gerne aus, da die die meisten eine Masern-Infektion gut überstehen. Doch bei einem Drittel der Erkrankten kommt es zu Komplikationen wie Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen und mehr. Und es kann wie im Falle der kleinen Aliana zu der gefährlichen Gehirnetzündung SSPE kommen, für die es keine Heilung gibt. Immerhin betrifft dies etwa einen unter 500 Erkrankten. Diese Komplikationen stehen in keinem Verhältnis zu den moderarten Nebenwirkungen einer Impfung.

Impfpflicht in Italien eingeführt

Italien hat aus diesem Grund jetzt die Impfpflicht eingeführt. Kinder, die nicht geimpft sind, sollen künftig nicht mehr in Kitas oder Vorschulklassen aufgenommen werden. Eltern, die ihre schulpflichtigen Kinder ab sechs Jahren nicht impfen lassen, müssen mit hohen Bußgeldern rechnen. Auch in Deutschland wird regelmäßig über eine Impfpflicht diskutiert, doch bislang ist es lediglich bei politischen Nebelkerzen geblieben. 

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