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Thrombektomie soll Standard werden

Sonntag, 10. Mai 2015 – Autor: Angela Mißlbeck
Schlaganfall-Patienten mit großen Blutgerinnseln im Gehirn profitieren von einer neuen Therapie. Die sogenannte Thrombektomie kann sie vor dauerhaften Behinderungen bewahren. Darauf verweist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) mit Blick auf den Tag des Schlaganfalls am 10. Mai. Sie fordert, dass das Katheter-basierte Verfahren bei schwerem Schlaganfall Standard wird.
Schlaganfallpatienten erhalten in Zentren qualifizierte Behandlung

Experte: Neue Therapieoption bei Schlaganfall hat sich bewährt – Foto: psdesign1 - Fotolia

Bei der Thrombektomie ziehen Ärzte das Blutgerinnsel, das den Schlaganfall ausgelöst hat, mechanisch aus dem Gefäß, anstatt es medikamentös aufzulösen. Das ist besonders bei großen Blutgerinnseln und damit bei sehr schweren Schlaganfällen vorteilhaft. Nach Angaben des Berliner Neurologen Professor Darius Nabavi wird bei etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Patienten das medikamentöse Verfahren zur Auflösung des Blutgerinnsels durch die Infusion eines Medikaments in die Armvene angewandt. Dieses Verfahren gelinge aber nicht bei sehr großen Gerinnseln.

Mit dem Katheter gegen Blutgerinnsel

„Die endovaskuläre Thrombektomie, bei der mit einem Katheter das Gerinnsel aus der Hirnarterie gezogen wird, ist deshalb eine dringend benötigte Ergänzung für Schwerbetroffene“, sagt Nabavi. Er schätzt, dass in Deutschland pro Jahr rund 10.000 Patienten für diese Behandlung in Frage kommen – Tendenz steigend. Die DSG fordert deshalb, dass die endovaskuläre Therapie flächendeckend verfügbar gemacht werden soll. Sie will sie in spezialisierten Schlaganfallzentren in Kliniken vorhalten. Diese sogenannten Stroke Units überprüft die DSG regelmäßig, um die Qualität der Schlaganfallbehandlung zu sichern.

Von den bundesweit 264 Stroke Units, die die DSG bislang zertifiziert hat, sind 99 mit einer besonderen Technik und speziell qualifiziertem Personal ausgestattet. Diese hochspezialisierten Schlaganfall-Einheiten unterstützen die übrigen 155 regionalen Stroke Units. „Schlaganfall-Patienten, die in Deutschland rechtzeitig eine Stroke Unit erreichen, erhalten heute eine Behandlung auf sehr hohem Niveau“, so Nabavi, der die Stroke Unit-Kommission der DSG leitet.

Neue Qualitätskriterien für Schlaganfallzentren

Die neue endovaskuläre Methode, die auch „mechanische Rekanalisation“ genannt wird, stellt allerdings nach Angaben der DSG besondere Anforderungen an die Ausstattung der Schlaganfalleinheiten und die Ausbildung des ärztlichen Personals. Den Katheter-basierten Eingriff müssen sogenannte Neuro-Interventionalisten durchführen. Diese Spezialisten sind in den 99 überregionalen Stroke Units vertreten. In ländlichen Gebieten seien diese Strukturen jedoch noch nicht so gut ausgebildet. Die DSG will nun mit neuen Qualitätskriterien für die Zentren dafür sorgen, dass die Katheter-Therapie flächendeckend verfügbar wird.

Zum bundesweiten Tag des Schlaganfalls am heutigen Sonntag laden viele Kliniken und Organisationen bundesweit zu Informationsveranstaltungen. Er steht dieses Jahr unter dem Motto "Starke Patienten leben besser".

Foto: psdesign1 - fotolia

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik

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