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Therapieerfolg von Fampridin ist vorhersagbar

Freitag, 10. Januar 2014 – Autor:
Wissenschaftler haben eine neue Methode entwickelt, um den Therapieerfolg von Fampridin vorherzusagen. Das Medikament gegen Gehstörungen bei Multipler Sklerose wirkt nur bei weniger als der Hälfte der Patienten.
Fampridin: Magnetstimulation zur Vorhersage des Therapieerfolgs

Ärzte können mit Hilfe der Magnetstimulation absehen, ob eine Therapie mit Fampridin bei MS-Patienten wirkt

Menschen, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind, leiden häufig unter Gehstörungen. Hilfe verspricht der 2011 zugelassene Wirkstoff Fambridin. Das Medikament wirkt allerdings nur bei weniger als der Hälfte der Patienten. Mit Hilfe der sogenannten transkraniellen Magnetstimulation können Wissenschaftler jetzt den Erfolg einer Therapie mit Fampridin vorhersagen. Das berichtet das Team um die Mediziner Dr. Daniel Zeller und Dr. Mathias Buttmann von der Universität Würzburg im im Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry.

Verbesserung der Gehfähigkeit bei Multipler Sklerose

„Wir haben den Zusammenhang zwischen der Leitgeschwindigkeit motorischer Bahnen im zentralen Nervensystem und dem Ansprechen der Gangstörung auf Fampridin bei Patienten mit MS genauer untersucht“, beschreibt Dr. Daniel Zeller die Würzburger Studie. Man sei zu eindeutigen Ergebnissen gekommen. „Mit Hilfe der Magnetstimulation lässt sich bereits im Voraus sagen, ob Fampridin bei dem jeweiligen Patienten eine Verbesserung der Gehfähigkeit bewirkt.“

Fampridin verbessert Leitfähigkeit der Nervenfasern

Der Wirkstoff Fampridin blockiert Kaliumkanäle auf der Oberfläche von Nervenzellausläufern und kann damit die Leitfähigkeit der Nervenfasern verbessern. Dadurch verbessert sich bei vielen Patienten die Fähigkeit, wieder schnell und sicher gehen zu können. Doch schon vor der Zulassung des Wirkstoffs hatten Studien gezeigt, dass dieser Mechanismus nicht bei allen Patienten funktioniert.

Eine Erklärung dafür haben die Würzburger Wissenschaftler in ihrer Studie mit 20 MS-Patienten gefunden. Demnach hängt der Therapieerfolg stark von der sogenannten zentralmotorischen Latenz (ZML) ab. Das ist die Zeitspanne, die ein elektrischer Impuls braucht, um von der Hirnrinde bis zur Nervenwurzel auf Höhe der Wirbelsäule zu gelangen. Ja länger diese Zeit vor Therapiebeginn war, desto besser sprachen die Studienteilnehmer auf die Therapie mit Fampridin an – und umgekehrt.

Zentralmotorische Latenz (ZML) ausschlaggebend für den Therapieerfolg

Neurologe Daniel Zeller fasst die Studienergebnisse zusammen: „Allen Patienten mit einer normalen ZML brachte die Einnahme von Fampridin keine Verbesserungen der Gehgeschwindigkeit. Alle Teilnehmer, bei denen das Medikament Wirkung zeigte, hatten vor Beginn der Therapie eine verlängerte ZML.“ Nur bei einem Teil der Patienten mit einer verlängerten ZML sei der Therapie-Erfolg von Fampridin erfolglos geblieben.

Die Transkranielle Magnetstimulation ist eine schmerzlose Untersuchungstechnik, die ohne Strahlen arbeitet und schon seit vielen Jahren bei klinischen Routinemessungen verwendet wird. Ob das Verfahren aber nun vor Verschreibung von Fampridin routinemäßig angewendet werden sollte, um Patienten unnötige Behandlungsversuche zu ersparen – dafür müssen die Ergebnisse der Forscher erst noch in größeren Studien bestätigen werden.

Bislang ist es so, dass Ärzte Fampridin ihren Patienten für 14 Tage zur Probe geben müssen. Erst wenn sich in diesem Zeitraum die Gehfähigkeit merklich verbessert hat, darf dem Patienten das MS-Medikament verschrieben werden.

Foto: © sudok1 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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