Test auf Eisenmangel ohne Blutentnahme möglich
Eisenmangel ist eine weit verbreitete Mangelerscheinung, die zu Anämie führen kann. In Europa leiden über fünf Prozent der Bevölkerung – meist unerkannt – an Eisenmangel. Besonders bei Kleinkindern können die Folgen gravierend sein: Eisenmangel kann die Gehirnentwicklung verzögern.
Eine weitere Risikogruppe sind Schwangere. „Etwa die Hälfte aller Schwangeren, die bei uns im Perinatalzentrum Großhadern entbinden, ist von Eisenmangel betroffen. Eisenmangel erhöht das Frühgeburtsrisiko. Außerdem sind Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Betroffenen erheblich eingeschränkt“, erläutert Prof. Uwe Hasbargen, Leiter des Perinatalzentrums.
Test auf Eisenmangel ohne Blutentnahme möglich
Bisher benötigten alle Test-Methoden eine Blutentnahme und eine Laboruntersuchung. Ein Team um Mitarbeiter des Laser-Forschungslabors im LIFE-Zentrum am Klinikum entwickelte den nicht-invasiven Test. Blaues Licht regt die Fluoreszenz der in den roten Blutkörperchen der Unterlippe vorkommenden Zink-Protoporphyrin-Moleküle an. Diese ist ein Maß für Eisenmangel, heißt es in einer Mitteilung der Universität.
„Bei der Bildung von roten Blutkörperchen wird bei Personen mit Eisenmangel während des Aufbaus des roten Blutfarbstoffs häufiger ein Zinkion anstelle eines Eisenions eingebaut. Dadurch entstehen Zink-Protoporphyrin-Moleküle“, erklärt Prof. Dr. Michael Vogeser, vom Institut für Laboratoriumsmedizin. Deren charakteristisches Fluoreszenzspektrum wird bislang bereits genutzt, um das Zink-Protoporphyrin aus einer Blutprobe zu bestimmen.
Neuer Test auf Eisenmangel dauert nur zwei Minuten
Die für die Messung geeigneten Stellen auf der Unterlippe werden durch das neue System identifiziert und dem Untersucher angezeigt. Danach wird die Messung mit zwei Anregungs-Wellenlängen gestartet. Dr. Ilknur Teksan, Ärztin am Perinatalzentrum, ist begeistert: „In unserer Studie dauerte die Messprozedur weniger als zwei Minuten.“
Die Methode und deren Erprobung in einer klinischen Studie an Frauen nach der Geburt beschreiben die Wissenschaftler jetzt im Fachmagazin Nature Communications. In Europa würde ein nicht-invasives Messgerät die Versorgung speziell von Kindern verbessern, bei denen eine Blutentnahme eine Hürde darstellt. Das Gerät könnte auch zur besseren Überwachung von Risikogruppen wie Schwangeren oder Blutspendern dienen, sowie allgemein für Eisenmangel-Screening. Denn: Wer lässt sich schon gerne stechen, wenn es auch ohne geht?
Foto: Cevahir87