Tanztherapie hilft bei Long-Covid

Tanztherapie hilft nach einer Studie der SRH-Hochschule bei Long-Covid und anderen Atemwegs- und Herzerkrankungen. – Foto: AdobeStock/ottochka
In psychotherapeutischen Kliniken ist Tanztherapie ein etabliertes Verfahren, das ganz ohne Worte funktioniert und positiv auf Körper, Geist und Seele wirkt. Eine Wissenschaftlerin der SRH-Hochschule Heidelberg hat jetzt in einer Studie herausgefunden: Tanztherapie hilft auch bei Long-Covid, dem Erschöpfungssyndrom, das viele Patienten in der Zeit nach einer überstandenen Coronavirus-Infektion durchleben. Und: Sie hilft sogar auch bei anderen schweren Erkrankungen an Herz und Lunge.
„Therapieform wirkt positiv auf Körperwahrnehmung, Stresslevel und Befindlichkeit“
Eine jetzt veröffentlichte Studie, die im Fach Tanz- und Bewegungstherapie an der Fakultät für Therapiewissenschaften der SRH-Hochschule entstanden ist, bringt neue Erkenntnisse zur Tanztherapie mit schwer körperlich erkrankten Menschen: „Diese Therapieform wirkt positiv auf Körperwahrnehmung, das Stresslevel und die Befindlichkeit“, heißt es in einer Mitteilung der privaten Fachhochschule in Heidelberg.
Was ist „Tanztherapie“?
Tanztherapie ist künstlerische und körperorientierte Psychotherapie. Sie beruht auf dem Prinzip der Einheit und Wechselwirkung körperlicher, emotionaler, psychischer, kognitiver und sozialer Prozesse, wie es der „Berufsverband der TanztherapeutInnen Deutschlands“ formuliert. In den meisten Fällen wird sie in psychosomatischen, psychiatrischen und neurorehabilitativen Kontexten eingesetzt.
Long-Covid: Forschung steckt erst in den Kinderschuhen
Ziel der Studie auf Basis der Master-Arbeit von Absolventin Simone Engelhardt war es, herauszufinden, wie sich tanztherapeutische Behandlung auf internistische Patienten und deren Körperwahrnehmung, Stresslevel und Befindlichkeit auswirkt. Hierzu führte sie eine mehrwöchige Mixed-Methods-Fallstudie mit Probanden in der Rehabilitationsklinik Heidelberg-Königstuhl durch.
Die behandelten Störungsbilder Herzinfarkt, chronischer Bluthochdruck im Lungenkreislauf und auch Long-Covid fänden sich bislang selten in wissenschaftlichen Publikationen der tanztherapeutischen Forschung, heißt es bei der SRH-Hochschule. Bei der neuartigen Erkrankung Long-Covid, die erst seit etwa zweieinhalb Jahren überhaupt einen Namen hat, sei dies eine der ersten Studien. Die Erforschung von Ursachen, Krankheitsmechanismen und Therapiemöglichkeiten steckt noch in den Kinderschuhen.
Long-Covid: Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Kurzatmigkeit
Noch Wochen und Monate nach einer Erkrankung an Covid-19 können gesundheitliche Langzeitfolgen bestehen, die den Lebensalltag der Betroffenen stark beeinflussen. Häufige Beschwerden sind starke Erschöpfung, Konzentrationsprobleme oder Kurzatmigkeit. Auch Personen mit einem ursprünglich leichten Verlauf von Covid-19 können von Long-Covid betroffen sein.
Deutsche Universitäten arbeiten an Long-Covid-Therapie
„Long-Covid beziehungsweise das Post-Covid-Syndrom ist in vielen Fällen eine chronische Erkrankungen, für die es bisher keine gezielte Behandlung oder biomedizinische Therapiemöglichkeiten gibt“, heißt es bei der Patientenorganisation „Long-Covid Deutschland“ (LCD). „Maßnahmen zur Rehabilitationen können in vielen Fällen der symptomatischen Behandlung einzelner Beschwerden dienen, jedoch nicht der Heilung der zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen.“
Ein bundesweiter Forschungsverbund entwickelt derzeit eine spezielle Therapie für Long-Covid-19-Erkrankte. Das Projekt steht unter Leitung der universitären Psychosomatischen Kliniken in München und Magdeburg sowie der Medizinischen Epidemiologie in Halle.