Täglich Tabletten nehmen: Das hilft, damit man's nicht vergisst

Die gewissenhafte Einnahme von Arzneimitteln gilt als entscheidender Faktor für Erfolg oder Misserfolg einer Therapie. – Foto: AOK-Medienservice
Jeder Vierte Deutsche über 18 nimmt dauerhaft drei oder mehr Medikamente ein. Bei jedem Zehnten sind es sogar fünf oder mehr. Das gibt sich aus Zahlen des Statistikportals „Statista“ für 2021. Im Alltagsstress – aber auch wegen der Routine – kann man es schnell einmal vergessen, die Pille zur Verhütung oder gegen hohen Blutdruck einzunehmen. Das Problem betrifft also keinesfalls nur ältere Menschen, deren Gedächtnis nachgelassen hat. Bei einigen Krankheiten oder Indikationen macht sich diese Unregelmäßigkeit nicht sofort bemerkbar, bei anderen recht schnell – mit teils gravierenden gesundheitlichen Folgen.
Anti-Baby-Pille vergessen: Verhütungsschutz in Gefahr
„Wenn etwa jemand mit Parkinson die Medikamente nicht nimmt, dann geht es ihm ziemlich abrupt schlecht", sagt der Essener Neurologe Hans-Christoph Diener im Gesundheitsmagazin „Apotheken Umschau". Auch wenn Frauen die Anti-Baby-Pille vergessen, kann der Verhütungsschutz dahin sein. „Wenn Sie die Einnahme von mehr als eine Tablette in Woche 1 oder 2 vergessen haben, ist der Empfängnisschutz nicht mehr sicher gegeben“, warnt die Familienplanungs- und Sexualberatung „pro familia“.
Schilddrüsenhormone vergessen: Hormonhaushalt durcheinander
Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zum Beispiel müssen Levothyroxin dauerhaft als Hormonersatz einnehmen. Der Wirkstoff gehört zu den wenigen Arzneimitteln, die im Mikrogramm-Bereich dosiert werden. Das bedeutet: Die Therapie verlangt vom Patienten eine sehr korrekte und konsequente Einnahme entsprechend der ärztlichen Verordnung. Der Grund dafür: „Der Hormonhaushalt kann durch ein My zu viel oder zu wenig gehörig durcheinandergebracht werden“, schreibt die Deutsche Apotheker Zeitung.
Jeder zweite Chroniker nimmt Medikamente nicht wie verordnet
Patienten, die ihre Medikamente nicht wie verordnet einnehmen, bezeichnet man im Fachjargon als „nicht therapietreu“. „Dazu zählen etwa die Hälfte der Menschen mit chronischen Erkrankungen“, schreibt die Apotheken Umschau. „Die korrekte Einnahme von Arzneien ist jedoch meist der wichtigste Teil eines mit ärztlichem Fachpersonal gemeinsam entwickelten Behandlungsplans.“
Erinnerungshilfen: App oder Wecker
Bei kurzen Therapien hilft ein Zettel am Badezimmerspiegel mit einem Satz wie diesem: „Tabletten nicht vergessen!" Die Erfahrung zeigt jedoch, dass diese Methode bei längeren Therapien nicht ideal ist: Irgendwann wird einem der Zettel vertraut – und nicht mehr wahrgenommen. Die Experten der Apotheken Umschau empfehlen spezielle Smartphone-Apps als Erinnerungshilfen. Die handyfreie Variante ist der Tabletten-Wecker mit einem kleinen Fach für die Arzneien. Das Praktische daran: Klingelt der Wecker, sind die Tabletten griffbereit. Gut bewährt hat es sich auch, die Medikamente an einen Ort zu legen, den man morgens und abends beachtet. Die Kaffeemaschine eignet sich zum Beispiel morgens. Abends ist es etwa der Nachttisch.
Tablette vergessen: Nachholen oder auslassen?
Wie verhält man sich richtig, wenn man merkt : „Ich habe vergessen, mein Medikament zu nehmen"? Lässt man es besser aus? Oder kann man die Einnahme nachholen? „Pauschal lässt sich das nicht beantworten, es ist von Wirkstoff zu Wirkstoff anders", lautet der Rat der Apotheken Umschau. Nicht bei jedem Arzneimittel sind die Folgen gleich spürbar oder gravierend, wenn man seine Einnahme einmal vergisst. Grundsätzlich gilt: Auf Nummer sicher gehen – und die Angelegenheit mit seinem Haus- oder Facharzt besprechen.