Sucht im Alter – neue Herausforderung für Pflegekräfte
„Auch ältere Menschen können suchtgefährdet oder bereits suchtkrank sein. Sie brauchen spezifische Hilfe und Unterstützung“, so die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler. Dazu gehöre, dass Pflegekräfte und Pflegeberater ausreichend qualifiziert sind. „Werden die älteren Menschen frühestmöglich angesprochen, ist die Chance groß, mit geeigneter Hilfe deren Lebensqualität wieder zu erhöhen oder zu erhalten“, meint Mortler.
Die Drogenbeauftragte ist überzeugt, dass die neue Broschüre des Programms ‚Suchtsensible Pflege‘ dabei einen wertvollen Beitrag leisten kann. „Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass riskanter Alkohol- und Medikamentenkonsum nicht nur die Gesundheit, sondern auch ein selbstständiges, selbstbestimmtes und aktives Leben gefährdet“, ergänzt sie.
Fast jeder sechste Pflegebedürftige hat ein Suchtproblem
Rund 15 Prozent der Menschen, die von ambulanten oder stationären Pflegediensten betreut werden, haben nach Regierungsangaben bereits heute ein Alkohol- oder Medikamentenproblem. Dabei gewinnt das Problem aufgrund des demografischen Wandels stetig an Bedeutung. Die neue Broschüre wendet sich daher explizit an Fachkräfte in der Altenpflege wendet. Sie sollen dabei unterstützt werden, qualifiziert zum Thema ‚Sucht im Alter‘ beraten und handeln zu können.
Entwickelt wurde das Infoheft im Rahmen des Programms „Suchtsensible Pflege“ von der Fachstelle für Suchtprävention Berlin. Geschäftsführerin Kerstin Jüngling nennt drei Erfolgsfaktoren des Programms: „das Zusammenwirken von Pflege- und Suchtexpertinnen von Anfang an, die Verbindung mit den kommunalen Strukturen und die Kombination von Seminar und Begleitbroschüre für die Pflegekräfte.“
Berliner Seminar- und Fortbildungsangebot bald bundesweit
Die Fortbildungsseminare im Rahmen des Programms befähigen die Pflegefachkräfte im ambulanten und stationären Bereich, Sucht und Suchtgefährdung zu erkennen, die Problematik angemessen anzusprechen und die Inanspruchnahme von Hilfen zu fördern. Die Seminare werden von erfahrenen Suchtexperten geleitet. Die neue Broschüre fasst die vermittelten Inhalte der Fortbildungen zusammen. So soll sie es den Pflegekräften ermöglichen, ihr Wissen im Alltag auch kurzfristig aufzufrischen.
Die Broschüre soll aber auch die Sucht-Fachstellen und die Landesstellen für Suchtprävention der Bundesländer unterstützen. Die Berliner Fachstelle für Suchtprävention bieten den Mitarbeitern in den Präventions-Einrichtungen in anderen Bundesländern darüberhinaus Fortbildungen als Trainer in dem Konzept „Suchtsensible Pflege“ an, so dass diese selbst Seminare für Pflegekräfte anbieten können.
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