Stuhltests zur Darmkrebs-Vorsorge nicht alle gleich zuverlässig

– Foto: Adobe Stock/Jürgen Fälchle
Er ist schmerzfrei, wird zu Hause durchgeführt und richtig angewendet liefert er zuverlässige Ergebnisse: der immunologische fäkale Okkultbluttest, kurz iFOBT. Auf dem Markt sind zurzeit mehr als ein Dutzend Stuhltests. Sie werden von der Kasse bezahlt. Doch nicht alle sind gleich zuverlässig.
Sie variieren beispielsweise darin, ab welcher Menge okkultem Blut sie reagieren, und wie häufig sie nicht auswertbar sind. Das bedeutet ein Risiko für die Nutzer. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) fordert daher einheitliche Qualitätsstandards.
Stuhltests zur Darmkrebs-Vorsorge nicht alle gleich zuverlässig
Prof. Frank Kolligs, DGVS-Experte und Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Helios Klinikum Berlin-Buch, erläutert seine Kritikpunkte in einer Pressemitteilung: "Im Jahr 2019 waren 12 verschiedene iFOB-Tests zugelassen. Der Schwellenwert für die Detektion von Blut im Stuhl war zwischen 4 und 25µg/g. Die Rate positiver Tests lag zwischen 1,9 und 20,3 Prozent." Bei ein und derselben Person kann ein positives oder negatives Ergebnis vorliegen, je nachdem, welcher Test benutzt wurde. Die Stuhltests zur Darmkrebs-Vorsorge sind demnach nicht alle gleich zuverlässig.
Die große Varianz in der Sensitivität für die Detektion von Blut im Stuhl ist nicht der einzige Kritikpunkt: "Die Einfachheit in der Anwendung ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Testes. Wird der Test falsch durchgeführt, ist er nicht auswertbar", führt Kolligs weiter aus. Die Anzahl nicht auswertbarer Tests beträgt je nach Test und Hersteller zwischen 0,6 und 12 Prozent.
Welche Ergebnisse hat Koloskopie nach positivem Test?
"Der Goldstandard der Darmkrebsvorsorge ist die Darmspiegelung (Koloskopie), jeder iFOBT detektiert nur einen Teil aller Adenome und Karzinome. Entscheidend ist daher, dass wir nur die besten Tests einsetzen, um möglichst viele Darmkrebsfälle und Todesfälle an Darmkrebs zu verhindern", sagt Kolligs.
"Wir brauchen dringend weitere Informationen darüber, was die in Deutschland eingesetzten iFOBTs in der Routine leisten. Wir müssen in der Lage sein nachzuvollziehen, wie die Ergebnisse der Koloskopien nach positivem iFOBT sind. Nur so werden wir in der Lage sein zu beurteilen, welche Rolle dem immunologischen fäkalen Okkultbluttest im Darmkrebsscreening zukommt und ob die Strategie, verschiedene Tests zu verwenden, richtig ist. Hier brauchen wir dringend Transparenz, um verlässliche Standards zu etablieren", ergänzt Prof. Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS.