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Statistik: Für viele Medizinstudenten ein rotes Tuch

Mittwoch, 7. November 2018 – Autor: anvo
Statistikkurse sind bei Medizinstudenten nicht gerade beliebt. Vielen ist auch nicht klar, warum statistisches Wissen für sie so wichtig ist. Dabei ist es für die Risikoeinschätzung und Interpretation diagnostischer Ergebnisse unabdingbar.
Statistik, Medizinstudenten

Viele Mediziner haben Schwächen im statistischen Wissen – Foto: ©designer491 - stock.adobe.com

Warum sollen sich Medizinstudenten und Ärzte mit Statistik befassen? Das ist vielen Studenten nicht klar. Denn schließlich benötigt ein guter Mediziner vor allem Wissen und praktisches Können. Dass auch die Fähigkeit zur richtigen Interpretation von Studienergebnissen und diagnostischen Resultaten sowie eine entsprechende Risikoeinschätzung nötig ist, wird vielen erst später klar.

Ohne statistisches Wissen können Überzeugungen leicht manipuliert werden. Daher ist es unabdingbar, dass sich Medizinstudenten und Ärzte mit dem oft ungeliebten Fach Statistik beschäftigen. Forscher des Harding-Zentrums für Risikokompetenz am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung konnten nun mit einem neu entwickelten Schnelltest zeigen, dass viele Medizinstudierende und Lehrende zu wenig Ahnung von Statistik haben. Der „Schnelltest Risikokompetenz“ und die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im BMJ Open veröffentlicht.

Statistiktest überfordert viele Studenten und Professoren

Für den Test wurden zehn Multiple-Choice-Fragen entwickelt, welche die Fähigkeit, Risiken einzuschätzen und Wahrscheinlichkeiten zu verstehen, sowie das Verständnis zentraler Begriffe aus der Medizinstatistik prüfen sollten. „Die Fragen basieren auf Situationen aus der ärztlichen Praxis. In einem guten Gesundheitssystem müsste jede Medizinerin und jeder Mediziner diese Fragen richtig beantworten können“, so Mirjam Jenny, Erstautorin der Studie und Leitende Wissenschaftlerin am Harding-Zentrums für Risikokompetenz. Doch die Realität sieht offenbar anders aus.

Für die Beobachtungsstudie haben 169 Studierende und 16 Lehrende den Test durchgeführt. Die Studierenden standen kurz vor ihrem Abschluss an der Charité Berlin, die Lehrenden waren Professoren und erfahrene Dozenten, die eine Fortbildung an einer deutschen Universität besuchten. Für alle war die Teilnahme an dem Test freiwillig und anonym. Das Ergebnis: Die Studenten beantworteten im Durchschnitt nur die Hälfte, die Lehrer dreiviertel aller Fragen richtig.

Bereits ein einziger Kurs verbesserte Statistikwissen

„Diese Studie zeigt, dass Statistik in der medizinischen Lehre immer noch vernachlässigt wird – das muss sich ändern. Wenn angehende Ärztinnen und Ärzte Statistiken missverstehen, werden sie falsche Informationen auch an ihre Patientinnen und Patienten weitergeben“, sagt Gerd Gigerenzer, Coautor der Studie und Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz.

Die Studie konnte aber auch klar zeigen, dass diese Lücke an statistischem Wissen bei Medizinstudenten leicht geschlossen werden kann. Nachdem die Studierenden den Test zum ersten Mal durchgeführt hatten, nahmen sie an einem Kurs teil, in dem mit theoretischem Input und praktischen Übungen medizinische Statistik gelehrt wurde. Anschließend führten die Medizinstudenten den Schnelltest erneut durch. Dieses Mal beantworteten sie im Durchschnitt 90 Prozent aller Fragen richtig.

Foto: © designer491 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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