Stammzellen aus Nabelschnurblut: Quelle für neue Therapieansätze
Nabelschnurblut kann gespendet werden, um Leukämiekranken das Leben zu retten. Die Deutsche Knochenmarkspendedatei (DKMS) betreibt deshalb seit ein paar Jahren eine eigene Nabelschnurblutbank. Die im Nabelschurblut enthaltenen Stammzellen eignen sich besonders gut für eine Stammzelltransplantation, da die Zellen noch nicht völlig ausgreift sind. Die Gefahr einer Abstoßungsreaktion wird dann geringer.
Doch in den Stammzellen des Nabelschurbluts könnte noch mehr therapeutisches Potenzial stecken, sind sich Wissenschaftler sicher. „Nabelschnurblutstammzellen sind jung, besonders teilungsfreudig und frei von Schädigungen durch Alterung oder Umwelteinflüsse, wie sie bei Zellen Erwachsener zu finden sind“, sagt Hans-Dieter Volk vom Berlin Brandenburg Centrum für Regenerative Therapien (BCRT) der Charité. „Daher ist Nabelschnurblut eine sehr interessante Quelle für neue Therapieansätze.“
Weiche Knochen mit Stammzellen heilen?
Das BCRT hat darum aktuell zwei Forschungsprojekte angestoßen, mit denen dieses Potenzial ergründet werden soll. Einmal geht es um die Etablierung einer Methode zur Isolation und Expansion von regulatorischen T-Zellen aus Nabelschnurblut. Regulatorische T-Zellen sind eine neue Therapieoption zur Behandlung unerwünschter Immunreaktionen, wie Rheuma, Transplantat-Abstoßung oder Multiple Sklerose. Zum anderen nehmen die Forscher angeborenen Erkrankungen wie die Knochenwachstumsstörung bei Kindern mit sogenannten „weichen Knochen“ in den Blick. Im Modellversuch konnten die BCRT-Wissenschaftler die "Heilung" durch den Transfer gesunder Stammzellen in der Maus zeigen. Diese Technologie wollen die Forscher nun auf menschliche Stammzellen übertragen werden.
Kooperation mit Berliner Nabelschnurbank
Das für die Forschung notwendige Nabelschnurblut stellt das Berliner Unternehmen Seracell zur Verfügung, das 2002 von Medizinern der Universitätsklinik Rostock gegründet wurde. Das Berliner Unternehmen betreibt unter anderem eine private Nabelschnurblutbank. Eltern können dort das Blut ihrer Neugeborenen auf eigene Kosten einfrieren lassen. Anders als in der Nabelschnurbank der DKMS kommt das Blut aber nicht der Öffentlichkeit, sondern nur den eigenen Sprösslingen zu Gute. Bislang sind die Einsatzgebiete jedoch noch sehr begrenzt. Umso wichtiger ist die Erforschung neuer Therapieansätze.
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