Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Stammzellen aus Nabelschnurblut: Quelle für neue Therapieansätze

Montag, 28. März 2016 – Autor:
Nabelschnurblutstammzellen werden bisher zur Heilung von Leukämie eingesetzt. Charité-Forscher nehmen nun auch neue Therapieansätze in den Blick. Zum Beispiel Rheuma, Multiple Sklerose und Erbkrankheiten wie Knochenwachstumsstörungen.
Nicht nur zur Behandlung von Leukämie: Stammzellen aus Nabelschnurblut eignen sich möglicherweise auch zur Behandlung von Erbkrankheiten oder Immundefekten

Nicht nur zur Behandlung von Leukämie: Stammzellen aus Nabelschnurblut eignen sich möglicherweise auch zur Behandlung von Erbkrankheiten oder Immundefekten – Foto: Paul Hakimata - Fotolia

Nabelschnurblut kann gespendet werden, um Leukämiekranken das Leben zu retten. Die Deutsche Knochenmarkspendedatei (DKMS) betreibt deshalb seit ein paar Jahren eine eigene Nabelschnurblutbank. Die im Nabelschurblut enthaltenen Stammzellen eignen sich besonders gut für eine Stammzelltransplantation, da die Zellen noch nicht völlig ausgreift sind. Die Gefahr einer Abstoßungsreaktion wird dann geringer.

Doch in den Stammzellen des Nabelschurbluts könnte noch mehr therapeutisches Potenzial stecken, sind sich Wissenschaftler sicher. „Nabelschnurblutstammzellen sind jung, besonders teilungsfreudig und frei von Schädigungen durch Alterung oder Umwelteinflüsse, wie sie bei Zellen Erwachsener zu finden sind“, sagt Hans-Dieter Volk vom Berlin Brandenburg Centrum für Regenerative Therapien (BCRT) der Charité. „Daher ist Nabelschnurblut eine sehr interessante Quelle für neue Therapieansätze.“

Weiche Knochen mit Stammzellen heilen?

Das BCRT hat darum aktuell zwei Forschungsprojekte angestoßen, mit denen dieses Potenzial ergründet werden soll. Einmal geht es um die Etablierung einer Methode zur Isolation und Expansion von regulatorischen T-Zellen aus Nabelschnurblut. Regulatorische T-Zellen sind eine neue Therapieoption zur Behandlung unerwünschter Immunreaktionen, wie Rheuma, Transplantat-Abstoßung oder Multiple Sklerose. Zum anderen nehmen die Forscher angeborenen Erkrankungen wie die Knochenwachstumsstörung bei Kindern mit sogenannten „weichen Knochen“ in den Blick. Im Modellversuch konnten die BCRT-Wissenschaftler die "Heilung" durch den Transfer gesunder Stammzellen in der Maus zeigen. Diese Technologie wollen die Forscher nun auf menschliche Stammzellen übertragen werden.

Kooperation mit Berliner Nabelschnurbank

Das für die Forschung notwendige Nabelschnurblut stellt das Berliner Unternehmen Seracell zur Verfügung, das 2002 von Medizinern der Universitätsklinik Rostock gegründet wurde. Das Berliner Unternehmen betreibt unter anderem eine private Nabelschnurblutbank. Eltern können dort das Blut ihrer Neugeborenen auf eigene Kosten einfrieren lassen. Anders als in der Nabelschnurbank der DKMS kommt das Blut aber nicht der Öffentlichkeit, sondern nur den eigenen Sprösslingen zu Gute. Bislang sind die Einsatzgebiete jedoch noch sehr begrenzt. Umso wichtiger ist die Erforschung neuer Therapieansätze.

© Paul Hakimata - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Stammzellen

Die Gesundheit des Spenders ist für den Erfolg einer Knochenmarktransplantation ebenso wichtig wie die des Empfängers. Zu diesem Ergebnis kommen Infektionsorscher aus Deutschland. Vor allem durchgemachte Virusinfektionen stellen demnach ein Risiko dar.

18.05.2017

Forschern ist ein wichtiger Schritt in der Stammzellforschung gelungen. Sie konnten erstmals menschliche Blutstammzellen im Labor herstellen. Dazu programmierten sie sogenannte pluripotente Stammzellen in Vorläufer von Blutstammzellen um und entwickelten diese dann weiter.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin