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Spezialbrille könnte bald Augenpflaster ersetzen

Sonntag, 4. November 2018 – Autor:
Wenn Kinder auf einem Auge schwachsichtig sind, wird das gesunde Auge bislang mit einem Pflaster abgeklebt. Forscher entwickeln nun eine Spezialbrille, die das Augenpflaster ersetzen könnte. Ein erster Prototyp liegt bereits vor.
Augenpflaster, Alternative

Bitte kein Augenpflaster: Kinder mit einem fehlsichtigen Auge könnten stattdessen bald ein smarte Brille tragen – Foto: ©Barselona Dreams - stock.adobe.com

Viele Kinder kommen mit einer Sehschwäche zur Welt. Ist nur ein Auge betroffen, ist die sogenannte Okklusions-Therapie das Mittel der Wahl. Dabei wird das gesunde Auge mit einem Pflaster abgeklebt, um das kranke Auge zu trainieren. Je früher die Behandlung mit dem Augenpflaster erfolgt, desto besser die Heilungschancen. Allerdings mögen viele Kinder das Pflaster nicht. Hinzukommt, dass sie in ihrem räumlichen Sehen beeinträchtigt sind. Die Folge: Das Pflaster wird nicht konsequent getragen – und der Therapieerfolg bleibt aus.

Eine Alternative Behandlungsmöglichkeit der Amblyopie wird derzeit am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) entwickelt. Es handelt sich um eine sogenannte interaktive, kontextsensitive Shutterbrille mit sensorischem Feedback. Dank der neuen Technologie lässt sich die Abdeckung des Auges situationsbedingt steuern, bei bewegungsintensiven Aktivitäten kann sie ausgesetzt werden, um etwa Unfälle aufgrund eines fehlenden räumlichen Sehvermögens zu verhindern.

Brille ist Bluetooth-fähig

Die Shutterbrille ist aber mehr als nur eine Brille: In den Brillenbügeln befindet sich eine multimodale Sensorik, die das Sichtfeld in den Brillengläsern steuert. Neben der intelligenten Brillenelektronik gehört auch eine Smartphone-App dazu, mit der die Eltern und der behandelnde Augenarzt die Therapie überwachen können. Sämtliche Informationen werden in einer digitalen Patientenakte gesammelt.

»Die Daten werden von der Brille per Bluetooth drahtlos auf die App und anschließend in die Datenbank übertragen, die in der Cloud alle Informationen sicher archiviert. Ziel dieses Vorgehens ist es, eine individualisierte Therapie zu realisieren«, erläutert Dr. Frank Ihmig, Wissenschaftler am Fraunhofer IBMT in St. Ingbert. So könne der Arzt die Therapie nicht nur überwachen, sondern auch Anpassungen vornehmen.

Die Verdunklung kann gesteuert werden

Die Verdunkelung (Okklusion) der LCD-Gläser erfolgt elektronisch – der Verdunkelungseffekt entsteht durch das Ein- und Ausschalten der integrierten Flüssigkristalle. Der Takt der Okklusion lässt sich steuern und individuell anpassen. „Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber der bisherigen Therapie mit Klebepflaster“, sagt Ihmig. „Wir hoffen, die kleinen Patienten auf diese Weise zum permanenten Tragen der Brille motivieren zu können.

Erste Tests mit Kindern in sechs Monaten

Ein erstes Funktionsmuster der Brillenelektronik liegt vor und ist auf der Medica in Düsseldorf zu besichtigen. Der Prototyp ist allerdings noch nicht für Kinder geeignet. Die Forscher müssen nämlich die Elektronik noch verkleinern, so dass sie in ein Kinderbrillengestell passt. Erste Tests mit schwachsichtigen Kindern sind darum erst für den kommenden Frühsommer geplant. Eine Validierungsstudie zum Projektende soll den erwarteten medizinischen Nutzen belegen.

Die Entwicklung der smarten Shutterbrille erfolgt im Rahmen des Verbundprojekts InsisT und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Foto: © Barselona Dreams - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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