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Spezialbrille für Senioren: Bessere Orientierung, weniger Stürze

Freitag, 13. Januar 2023 – Autor:
Eine halbe Million Menschen landen jedes Jahr im Krankenhaus, weil sie gestürzt sind – davon besonders viele Senioren. Wissenschaftler aus Konstanz haben eine High-Tech-Brille entwickelt, die die visuelle Orientierung verbessern und Stürze vermeiden helfen soll.
Neuartige Anti-Sturz-Brille mit eingeblendeten Mustern für bessere Orientierung (Nutzerperspektive).)

Nutzerperspektive: Die von der Universität Konstanz entwickelte Anti-Sturz-Brille verbessert die räumliche Orientierung mithilfe eingeblendeter Linien und Raster – speziell in der Dunkelheit. – Foto: Simulation: Universität Konstanz

Mehr als 12.000 Menschen sterben jährlich nach einem Haushaltsunfall – ein neuer Höchststand. In rund 86 Prozent der Fälle war nach Auskunft der „Aktion Das sichere Haus“ (DSH) ein Sturz die Ursache. Gut drei Viertel der Gestürzten waren 75 Jahre oder älter. Ab 75 Jahren steigt das Risiko, nach einem Sturz im Haushalt zu sterben, überproportional an, beobachtet die DSH. „Sturz“ bedeutet dabei in den wenigsten Fällen, dass jemand von der Leiter fällt – auch wenn man hieran als Erstes denken mag. Meist sind die Ursachen fürs Hinfallen Stolperfallen in der Wohnung, eine schlechte räumliche Orientierung, eine nachlassende Sehkraft oder der Einfluss von Medikamenten. Wissenschaftler der Universität Konstanz haben jetzt eine neuartige Asstistenz-Brille entwickelt, die die visuelle Orientierung und das Gleichgewicht bei Senioren verbessern und dadurch Stürze verhindern soll.

Anti-Sturz-Brille: Natürlicher Seheindruck – mit Hilfslinien

In der Sturzprävention gibt es bisher verschiedene Ansätze. Bislang wurden aber optische Reize noch nicht für die Sturzprävention eingesetzt. Genau dies ist jetzt der Ansatz der beiden Wissenschaftler Lorenz Assländer und Stephan Streuber von der Universität Konstanz. Die Erfinder entwickelten eine Augmented-Reality-Brille (augmented reality, dt. „vergrößerte Wirklichkeit“), in der sich reale Seheindrücke und eingeblendete optische Anhaltspunkte zu einem Gesamtbild vereinigen. Fotografen kennen das Prinzip aus dem Sucher ihrer Kamera.

Die Muster können aus verschiedenen geometrischen Formen bestehen (wie Linien, Quadraten oder Punktmustern) und können unterschiedliche Tiefeninformationen darstellen. Die optischen Anhaltspunkte werden am Rand des natürlichen Sichtfelds eingeblendet, um dessen Weite möglichst wenig einzuschränken.

Hilfreich bei Dunkelheit oder grellem Licht

„Die eingeblendeten Anhaltspunkte haben zum Zweck, dem Brillenträger Informationen zu Horizontale und Vertikale zu liefern“, heißt es in einer Mitteilung des „Technologie-Lizenz-Büros (TLB) der Baden-Württembergischen Hochschulen“, das die Wissenschaftler und die Universität Konstanz bei der Patentierung und Vermarktung ihrer neuen Entwicklung unterstützt. „Dies ist vor allem hilfreich, wenn es dunkel ist oder jemand auf eine weiße Wand blickt oder aber an einem Bus steht und dieser gerade wegfährt.“

Die Erfindung der Konstanzer Forscher wurde in der EU sowie in den USA inzwischen zum Patent angemeldet. Die Technologie soll in einem – allerdings noch zu gründenden – Start-up-Unternehmen weiterentwickelt und vermarktet werden.

Eine halbe Millionen Krankenhausfälle im Jahr durch Stürze

Eine halbe Million Menschen müssen jedes Jahr nach einem Sturz ins Krankenhaus. Davon betroffen sind vor allem ältere und hochbetagte Menschen, denn ab 75 steigt das Sturzrisiko, wie schon beschrieben, überproportional an. Bei den tödlichen Haushaltsunfällen ist in 86 Prozent der Fälle ein Sturz die Ursache, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts.

Stürze: 20 Prozent der Krankenhausfälle durch Prävention vermeidbar

Typische körperliche Folgen von Stürzen sind Prellungen und Knochenbrüche; zu den psychischen Folgen gehört etwa die Angst, dass sich so ein Sturz wiederholen könnte. Beides kann negative Folgen für Lebensqualität und Eigenständigkeit der Betroffenen nach sich ziehen. Doch Stürze sind nicht in jedem Fall Pech oder Schicksal. Der Sturz-Experte der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Clemens Becker, sagt: „Durch eine frühzeitige Prävention – also gezielte Vorsorge – könnten wir die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen um 20 Prozent reduzieren.“

Hauptkategorie: Prävention und Reha
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