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Spahn verteidigt Deckelung von Biontech-Impfstoff

Montag, 22. November 2021 – Autor:
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn will die Bestellmengen des Biontech-Impfstoffs begrenzen und vermehrt Moderna verimpfen lassen. Nach heftiger Kritik verteidigte er sein Vorhaben am Montagvormittag auf einer Pressekonferenz.
Spahn zwingt Ärzte mehr Moderna-Impfstoff zu bestellen und erntet dafür heftige Kritik

Spahn zwingt Ärzte mehr Moderna-Impfstoff zu bestellen und erntet dafür heftige Kritik – Foto: © Adobe Stock/ Wolfilser

Vergangene Woche hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einem Schreiben an die Länder Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Spahn möchte, dass Ärzte nun mehr Impfstoff von Moderna bestellen, was eine Umstellung der Impfkampagne mitten in der vierten Welle bedeutet.

In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Montag hat er seinen umstrittenen Plan nun verteidigt. Zum einen verfielen noch vorrätige Moderna-Impfstoffdosen bald, zum anderen leere sich das Biontech-Lager, sagte er zur Begründung. Die Nachfrage sei in den letzten Wochen stark gestiegen. Allein an diesem Montag und Dienstag seien sechs Millionen Biontech-Dosen aus den Lagern in die Versorgung gegangen.

Biontech und Moderna künftig gleichrangig

Laut Spahn stehen bis zum Jahresende 24 Millionen Biontech-Dosen und 26 Millionen Moderna-Dosen zur Verfügung, also insgesamt 50 Millionen Impfstoffdosen. Diese würden sowohl für die Grundimmunisierung als auch für die Booster-Impfungen eingesetzt. Spahn versicherte, dass Moderna „ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff ist. Auch der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, betonte, dass es sich beim Moderna-Impfstoff um ein hochsicheres und zugelassenes Vakzin handle, dass dem Biontech-Wirkstoff in nichts nachstehe.

Kritik an Spahns Plänen

Bundesländer und Ärztevertreter kritisierten die Ankündigung scharf. Spahn habe ein Dilemma ausgelöst, teilte der Hartmannbund mit, und stelle Ärzte vor Logistik-Probleme und fehlende Planungssicherheit. So sehe beispielsweise die STIKO-Empfehlung bisher eine Impfung mit Moderna nur ab dem 30. Lebensjahr vor. Allein dies mache einen schlichten Austausch des Impfstoffes mit Blick auf bereits terminierte Impfungen unmöglich und erfordere zusätzlichen Verwaltungsaufwand, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat.  „Aber auch bei den Altersgruppen „30 plus“ müssen wir damit rechnen, dass es beim Impftermin – insbesondere beim Boostern auch mit Blick auf die individuelle Impfhistorie – Diskussionsbedarf gibt und Patienten zunächst einmal ungeimpft wieder von dannen ziehen.“

Sie hob allerdings hervor, dass es bei der eskalierenden Debatte nicht um die Impfstoff-Qualität ginge. „Es wäre ein fataler Kollateralschaden der einsamen und unsachgemäßen Rationierungsentscheidung des scheidenden Gesundheitsministers, wenn jetzt der ungerechtfertigte Eindruck entstünde, Moderna sei im Vergleich zu Biontech ein weniger guter Impfstoff.“

Ärzte befürchten Chaos in den Praxen

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Berlin betonte, aus medizinischer Sicht spreche nichts gegen Moderna, der ebenso wie Biontech ein hochwirksamer Impfstoff sei. Das größte Problem sei die Impfstoffreihenfolge. Viele Patientinnen, die in der Erstimpfung mit Astrazeneca und in der Zweitimpfung mit Biontech geimpft wurden, können nur mit Biontech geboostert werden. Nur bei zwei Impfungen mit Biontech ist das Boostern mit Moderna möglich. Die KV Berlin befürchtet nun Chaos in den Praxen und fordert die Politik auf, die Impfstoffe zu liefern, die in den Praxen bestellt wurden.

Aktuell macht der Impfstoff von Biontech mehr als 90 Prozent der Bestellungen aus. Nach Spahns Plänen sollen Praxen vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Für Bestellungen von Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben.

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Corona , Medizin
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