So viele Medikamente nehmen die Deutschen
Es sind nicht etwa Hochbetagte, sondern Menschen im erwerbsfähigen Alter, die für 250 Tage im Jahr ein Medikament verschrieben bekommen. Männer liegen mit 252 verordneten Tagesdosen sogar noch vor den Frauen, die im vergangenen Jahr durchschnittlich „nur“ 245 Einheiten erhielten. Dabei stellten Hausärzte am häufigsten die Rezepte aus. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, für den die Daten von 4,6 Millionen versicherten Erwerbspersonen ausgewertet wurden.
Schon Dreißigjährige nehmen Blutdrucksenker
Danach bekommen berufstätige Männer am häufigsten Herz-Kreislauf-Medikamente verordnet. 45 Prozent des Arzneimittelvolumens entfällt bei ihnen auf diese Gruppe, weitere 16 Prozent auf Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder zu hohes Cholesterin. „Auffällig ist, dass auch bei jungen Männern ab 30 Jahren schon ein Drittel der Pillen für die Pumpe sind“, sagt Gudrun Ahlers von der TK. Führend seien Blutdrucksenker.
Bei Frauen ist der Anteil der Herz-Kreislauf-Präparate mit 25 Prozent deutlich geringer, 13 Prozent entfallen auf Medikamente für den Stoffwechsel. Dafür bekommen Frauen häufiger Antidepressiva und andere Mittel fürs Nervensystem verordnet als Männer: 11 Prozent versus 7 Prozent. Statistisch gesehen erhielt jede zwischen 1971 und 1985 geborene Frau Psychopharmaka für drei Wochen.
Mehr Bewegung – weniger Arzneimittel
„Es wird oft darüber gesprochen, dass Frauen mehr krankgeschrieben sind als Männer. Das ist richtig. Die Arzneimitteldaten zeigen aber, dass Männer nicht weniger krank sein müssen“, meint Ahlers mit Blick auf die hohen Verschreibungszahlen von Herz-Kreislauf-Mitteln.
Laut der Verantwortlichen für die Gesundheitsberichterstattung bei der TK stecken hinter den Zahlen vor allem Zivilisationskrankheiten, die durch Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Stress oder Rauchen verursacht werden. „All das sind Risikofaktoren für Bluthochdruck, Diabetes und Co“. Die Bewegungsstudie der TK zeigt, dass mehr als jeder Dritte in seinem Alltag nicht einmal mehr auf eine halbe Stunde Bewegung am Tag kommt. „Hier kann jeder Einzelne viel für seine Gesundheit tun“, sagt Ahlers. Dann ließe sich auch der Arzneimittelbedarf reduzieren.
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