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So teuer ist ein Platz in einem deutschen Pflegeheim

Montag, 24. Januar 2022 – Autor:
Stationäre Pflege kann sich kaum noch einer leisten. Im zweiten Pandemiejahr sind die Zuzahlungen für einen Platz im Pflegeheim im Bundesdurchschnitt um 111 Euro monatlich gestiegen. Der Verband der Ersatzkassen fordert mehr Zuschüsse aus Steuermitteln.
Die Zuzahlung fürs Pflegeheim ist für viele unerschwinglich

Die Zuzahlung fürs Pflegeheim ist für viele unerschwinglich – Foto: © Adobe Stock/ agenturfotografin

Während die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland immer weiter steigt, steigen auch die Kosten für die stationäre Pflege. Ein Platz in einem Berliner Pflegeheim ist jetzt so teuer wie noch nie. Der Eigenanteil für die stationäre Pflege liegt aktuell bei 2.128 Euro monatlich. Das sind 81 Euro mehr als im Vorjahresvergleich. In Brandenburg sind die monatlichen Zuzahlungen um 109 Euro gestiegen – allerding von einem niedrigeren Ausgangswert. Wer in Brandenburger stationär gepflegt wird, muss jetzt jeden Monat 1.838 Euro aus eigener Tasche zuzahlen.

Mehr als 2.000 Euro Eigenanteil jeden Monat

Der Trend zur Teuerung lässt sich aber auch bundesweit beobachten. Im Bundesschnitt stiegen die Zuzahlungen im vergangen Jahr um 111 Euro auf 2.179 Euro.

Diese Zahlen wurden am Donnerstag vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) auf seiner Neujahrspressekonferenz in Berlin präsentiert. Der Verband sieht nun den Staat in der Pflicht, die Kostenspirale abzubremsen.  Zum einen sollten sich die Länder an den Investitionskosten der Pflegeeinrichtungen beteiligen, forderte Marina Rudolph, Leiterin der vdeK-Landesvertretung Berlin/Brandenburg.  „Darüber hinaus ist die Absicherung des Pflegerisikos eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und muss daher durch einen Steuerzuschuss des Bundes gesichert werden“, sagte sie. „Nur so können wir die Höhe der Eigenbeteiligung begrenzen.“

Entlastung in 2022 könnte bald enden

Die kleine Pflegereform sieht ab diesem Jahr eine Entlastung der Pflegebedürftigen vor. So übernehmen die Pflegekassen je nach Verweildauer in den Einrichtungen zwischen 5 und 70 Prozent der pflegebedingten Eigenanteile. Der vdeK befürchtet jedoch, dass diese Reform nicht lange greift. Laut einer Studie der Universität Bremen könnte die Entlastung durch steigende Löhne und bessere Personalausstattung der Pflegeeinrichtungen schon im kommenden Jahr wieder neutralisiert werden. „Wir müssen die Entwicklung bei den Eigenanteilen genauestens beobachten“, sagte der ehrenamtliche Verbandsvorsitzender des vdek, Uwe Klemens. „Gegebenenfalls sind dann weitere Maßnahmen zur Begrenzung erforderlich.“ Dies sei richtigerweise auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben worden.

Zwei Milliarden Defizit

Die aktuelle Entlastung bei den Eigenanteilen kostet laut dem Verband jedes Jahr drei Milliarden Euro: Eine Milliarde Euro ist durch den neuen Steuerzuschuss abgedeckt, zwei Milliarden Euro dagegen in 2022 noch offen. Diese Zusatzausgaben seien „nicht ausreichend gegenfinanziert, kritisierte Klemens. die Anhebung der Beitragssätze für Kinderlose um 0,1 Prozent ab dem 01.01.2022 werde nicht ausreichen, um das Defizit der Pflegekassen zu decken, sagt er. Hinzu komme die stetig steigende Zahl an Leistungsempfängern, gab Klemens zu bedenken.

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