So teuer ist Adipositas
Inzwischen ist in Deutschland mehr als jeder zweite Erwachsene übergewichtig. Ab einem Body-Mass-Index oberhalb von 35 kg/m2 (Körpergewicht durch Körpergröße im Quadrat) gehört er zu den Menschen, denen eine Adipositas attestiert wird. 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen gelten als fettleibig (adipös). „Übergewicht ist einer der wesentlichen Risikofaktoren für die „nichtübertragbaren“ chronischen Krankheiten“, sagte Prof. Dr. med. Hans Hauner, ehemaliger Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft. Es gelte die Lawine des Übergewichts zum Stillstand zu bringen, um die Ausbreitung chronischer Lebensstilkrankheiten langfristig in den Griff bekommen.
Adipositas ist wesentlicher Risikofaktor für chronische Krankheiten
Die Liste der Folgeerkrankungen ist lang. So gilt Adipositas als größter Risikofaktor für Diabetes Typ-2 sowie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen, die wiederum das Herz-Kreislauf-System belasten, so dass die Gefahr für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt. Aber nicht nur das Herz-Kreislauf-System leidet, auch Lunge, Gelenke und der Hormonhaushalt werden in Mitleidenschaft gezogen; zudem steigt das Risiko für Brust- und Darmkrebs. Aufgrund der steigenden Zahl der stark Übergewichtigen führt die durch Adipositas hervorgerufene Fettleber heute weit öfter zu einer Leberzirrhose als Alkoholmissbrauch. Leberzirrhose ist fast immer der Auslöser von primärem Leberkrebs, an dem rund 7.000 Menschen in Deutschland pro Jahr erkranken.
Angesichts der Tatsache, dass Adipositas ein wesentlicher Risikofaktor für chronische Krankheiten ist, verwundert es nicht, dass Übergewichtige weniger produktiv und häufiger krank sind als Normalgewichtige. Das zieht auch erhebliche volkswirtschaftliche Kosten nach sich. Produktivität und Arbeitsfähigkeit gehen mit massiven Verlusten für den Arbeitsmarkt einher, hohe Arztkosten und viele Klinikaufenthalte addieren sich hinzu und fügen dem Gesundheitssystem einen merklichen Schaden zu. Auch gehen stark übergewichtige Menschen meist deutlich früher in Rente. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass Übergewichtige sechs Prozent der gesamteuropäischen Gesundheitsausgaben verursachen. Die indirekten Kosten (geringere Produktivität) beziffert die WHO auf mindestens das doppelte.
Experten schätzen Folgekosten auf bis zu 20 Milliarden Euro pro Jahr
Nach Schätzungen des Instituts für Gesundheitsökonomik in München werden in Deutschland mindestens zehn Prozent der gesamten Gesundheitskosten durch die Folgekrankheiten von Übergewicht verursacht. „Übergewichtige kosten das Gesundheitssystem mindestens 17 Milliarden Euro im Jahr“, sagte deren Direktor Prof. Günter Neubauer dem Nachrichtenmagazin Focus. Noch nicht mitgerechnet seien dabei Ausgaben für spezielle OP-Tische oder Krankenhausbetten für Menschen mit extremem Übergewicht.
Dass auch solche „Nebenkosten“ zu Buche schlagen, bestätigt die Stiftung Adipositas Deutschland. Die Zahl der Feuerwehreinsätze zum Transport adipöser Menschen sei in den letzten Jahren erheblich angestiegen. Für den Transport schwergewichtige Menschen bedarf es allerdings spezieller Transportwagen. Die Gurte müssen verlängert und die Tragen verstärkt werden, außerdem muss der Rettungswagen einem Gewicht von mindestens 400 kg standhalten. Laut Adipositas Stiftung nehmen auch die Einsätze zu, bei denen eine technische Rettung erforderlich ist: Wenn Menschen nicht mehr durch die Tür passen, muss die Feuerwehr kommen und sie über Fenster und Drehleitern ins Freie bringen. Rechnet man solche Situationen mit ein, beträgt nach Schätzungen der Adipositas Stiftung die Gesamtbelastung sogar bis zu 20 Milliarden Euro pro Jahr.
Der Europäische Adipositas-Tag findet immer am dritten Samstag im Mai statt – in 2013 ist das der 18. Mai.
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