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So gefährlich sind glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel

Donnerstag, 29. November 2018 – Autor:
40 Jahre nach Markteinführung von Glyphosat, wird immer noch darüber gestritten, wie krebserregend die Chemikalie ist. Derweil haben Forscher den Einfluss glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel auf das periphere Nervensystem untersucht. Das Ergebnis ist alarmierend.
Glyphosat, Gesundheit

Glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel schädigen offenbar Nervenzellen

Glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel können schädigenden Einfluss auf das sogenannte periphere Nervensystem haben. Zu diesem Ergebnis sind Forscher der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Essen gekommen. Demnach spielt nicht nur Glyphosat selbst, sondern nicht deklarierte Inhaltsstoffe in diesen Pflanzenschutzmitteln eine wichtige Rolle bei der Schädigung von Nervenzellen. Die Ergebnisse wurden soeben im Fachmagazin "Acta Neuropathologica" veröffentlicht.

Hohe Toxizität auf Nervenzellen

„Glyphosat-basierte Pflanzenschutzmittel enthalten nicht eindeutig deklarierte Hilfsstoffe, die im Verdacht stehen, eine hohe Toxizität aufzuweisen, also giftig für Mensch und Tier sind“, sagt Forscher PD Dr. Dr. Mark Stettner.

In den Untersuchungen wurden reines Glyphosat und frei verkäufliche glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel (Roundop) in einem Zellkulturmodell in verschiedenen Konzentrationen getestet. Dieses bestand aus Nervenzellen und sogenannten Schwannzellen, die Nervenfasern mit einer schützenden Isolierschicht ummanteln und für das Überleben der Nervenzellen relevant sind. Wie das Team aus Biologen und Ärzten berichten, zeigten Schwannzellen, die mit dem glyphosat-haltigen Pflanzenschutzmittel behandelt wurden, einen spezifischen Abbau der Isolierschicht der Nervenfasern, des sogenannten Myelins. Das Glyphosat-haltige Herbizid führte nicht nur zum Abbau der schützenden Nervenhülle, sondern verhinderte auch, dass diese neu gebildet wird. Das reine Glyphosat zeigte dagegen einen weniger schädigenden Einfluss.

Weitere Inhaltsstoffe prüfen

„Unsere Daten weisen darauf hin, dass nicht benannte Inhaltsstoffe in Glyphosat-basierten Pflanzenschutzmitteln den schädigenden Einfluss auf das Myelin als Ursache haben. Das Glyphosat selbst spielt möglicherweise nur eine untergeordnete Rolle“, sagt Dr. Fabian Szepanowski,, Biologe in der Arbeitsgruppe für klinische und experimentelle Neuroimmunologie, Neurologische Klinik, UK Essen. Die Ergebnisse der Studie könnten zwar nicht unmittelbar auf den Menschen übertragen werden. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass eine dauerhafte Aussetzung mit glyphosathaltigen Präparaten wie Roundop peripherer Nervenerkrankungen begünstigen könne.

Welche Inhaltsstoffe schädlich sind und welche Relevanz die beobachteten Effekte für Mensch, Natur und Umwelt haben, das muss den Wissenschaftlern zufolge jetzt noch weiter erforscht werden.

Glyphosat steht außerdem in Verdacht, Krebserkrankungen und Entzündungen zu verursachen. 40 Jahre nach Markteinführung wird darüber immer noch gestritten.

Foto: pixabay

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
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