So gefährlich ist das Bornavirus für den Menschen

Die Feldspitzmaus ist das Reservoir für das gefährliche Bornavirus, das beim Menschen zu einer tödlichen Hirnentzündung führen kann
Eine Infektion mit dem Bornavirus ist sehr gefährlich für den Menschen. Die Erkrankung führt zu einer Hirnentzündung (Enzephalitis), die sich zunächst durch Fieber, starke Kopfschmerzen und schwerwiegende neurologische Symptome wie Sprach- und Gangstörungen äußert. Betroffene fallen innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen ins Koma, ein Großteil verstirbt.
Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts und der Universität Regensburg haben nun im Rahmen einer Studie die Fälle in Deutschland analysiert. Danach wurden zwischen 1996 und 2019 14 Fälle in Bayern festgestellt. Der jüngste bekannte Fall trat Ende 2019 auf. Die Wissenschaftler gehen jedoch von einer Dunkelziffer aus. Es sei unklar, ob es weitere bislang nicht diagnostizierte Fälle gebe, berichten die Studienautoren im Fachmagazin „The Lancet Infectious Diseases“. (The Lancet Infectious Diseases: Zoonotic spillover infections with Borna disease virus 1 leading to fatal human encephalitis, 1999–2019: an epidemiological investigation).
Infektion mit hoher Todesrate
Die absolute Zahl der Infektionen und damit die Gefahr, sich anzustecken, sei jedoch als sehr gering einzuschätzen und ein Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen Jahren nicht zu erkennen. Aber: Die Daten zeigten, dass eine sich bei dem Borna Disease Virus (BoDV-1) um ein Virus mit einer sehr hohen Todesrate handle, so die Wissenschaftler weiter.
Erst 2018 wurde nachgewiesen, dass das Virus BoDV-1 eine Ursache für schwere Hirnentzündungen beim Menschen ist. Zuvor war die Borna’sche Krankheit vor allem von Pferden und Schafen bekannt. Ansteckungsquelle ist die heimische Feldspitzmaus. Die Autoren gehen davon aus, dass sich die erkrankten Menschen durch Kontakt mit dem Nagetier oder dessen Ausscheidungen infiziert haben. Der genaue Übertragungsweg ist jedoch noch unbekannt. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch, von Pferd zu Pferd oder von Pferd zu Mensch wird nach den heutigen Erkenntnissen ausgeschlossen. Nach der Studie gehören vor allem Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie Teile angrenzender Bundesländer zu den Zu den Risikogebieten in Deutschland.
Bornavirus-Infektion wird meldepflichtig
Zum 1. März 2020 tritt nun bundesweit eine Meldepflicht in Kraft. Ziel ist es, eine bessere Datenlage zum Vorkommen der Infektion beim Menschen zu bekommen. „Wichtig ist, dass gerade Fälle von unklarer Enzephalitis in Gebieten, in denen BoDV-1 vorkommt, auf das Virus untersucht werden“, sagt Prof. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik am Friedrich-Löffler-Institut.
Parallel werden die Erkrankung, die Übertragungswege und mögliche Behandlungsoptionen im Rahmen des Projekts „Borna-Fokus-Bayern“ vom Konsortium „ZooBoCo“ erforscht. Das Konsortium wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
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