Schwangerschaften können MS-Risiko senken
Noch vor einigen Jahrzehnten wurde Frauen, die an Multipler Sklerose erkrankt waren, häufig von einer Schwangerschaft abgeraten. Zu belastend sollte sie für den Körper sein und den Verlauf der Krankheit angeblich negativ beeinflussen. Doch heute gilt es als erwiesen, dass Schwangerschaften bei MS nicht nur unschädlich sind, sondern die Erkrankung sogar günstig beeinflussen können. Eine Studie gibt nun Hinweise darauf, dass Schwangerschaften eventuell sogar vor dem Ausbruch einer MS schützen können.
Studie: Verbindung zwischen Schwangerschaft und MS-Risiko
In der Studie der Forscherin Anne-Louise Ponsonby vom Murdoch Childrens Research Institute in Melbourne wurden 282 Frauen und Männer, bei denen bereits eine Demyelinisierung im zentralen Nervensystem aufgetreten war und die daher mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an MS erkranken werden, mit Frauen und Männern des gleichen Alters, aber ohne Läsionen im Gehirn verglichen. Dabei fiel auf, dass es bei den Frauen, die vermutlich an einer MS erkrankt sind oder noch erkranken werden, in der Vergangenheit deutlich weniger Schwangerschaften gab als bei den Frauen aus der Vergleichsgruppe. Eine Schwangerschaft halbierte offenbar das Risiko, die Nervenkrankheit zu entwickeln. Bei zwei Schwangerschaften sank es auf ein Viertel, bei fünf oder mehr Schwangerschaften sogar auf ein Zwanzigstel des Risikos von Frauen, die nie schwanger gewesen waren. Bei Männern gab es keine Verbindung zwischen der Zahl der Kinder und dem Erkrankungsrisiko.
Die Forscherin vermutet, dass die neuroprotektive Wirkung der Schwangerschaften auf die hormonellen Veränderungen zurückzuführen ist. Auf eine Verbindung zwischen dem Hormonstatus und den Demyelinisierungsvorgängen im Gehirn hatten auch schon frühere Studien hingedeutet. Dort konnte gezeigt werden, dass sich die Anzahl der Schübe während einer Schwangerschaft verringert, während sie in den ersten Monaten nach der Entbindung wieder leicht ansteigt. Im Gesamtverlauf bleibt die Schubzahl bei Frauen, die Kinder bekommen haben, etwas unter der Zahl bei Frauen ohne Kinder. Aufgrund der Ergebnisse der neuen Studie soll nun näher erforscht werden, wie es genau zu der schützenden Wirkung der hormonellen Veränderungen kommt und ob diese Mechanismen eventuell für medikamentöse Therapien genutzt werden können.