Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schlaganfall: Mehr Patienten für Lyse zulassen?

Mittwoch, 1. Februar 2017 – Autor:
Ein Schlaganfall wird mit der systemischen Thrombolyse behandelt. Der Patient erhält ein Blutgerinnsel-auflösendes Medikament. Zugelassen ist die Lyse nur für die ersten 4,5 Stunden nach dem Ereignis. Doch bei jedem fünften Patienten ist der genaue Zeitpunkt unbekannt.
Notfalleinsatz

Die Lyse als Schlaganfall-Therapie ist nicht bei allen Patienten zugelassen – Foto: thomaslerchphoto - Fotolia

Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Symptome beim morgendlichen Erwachen aus dem Schlaf bemerkt werden. „In der täglichen Praxis wenden Neurologen die Thrombolyse unter sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken oft auch jenseits der Zulassung, also ‚off-label’, an“, erklärt Dr. Götz Thomalla, Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).

„Wissenschaftliche Arbeiten zeigten, dass unter Verwendung multiparametrischer MRT das Alter einer ischämischen Läsion im Gehirn abgeschätzt werden kann“, so der Mediziner im Vorfeld der Arbeitstagung NeuroIntensivMedizin im Februar in Wien. Damit lasse sich mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, ob ein Patient sich noch in einem Zeitfenster befindet, in dem eine Thrombolyse effektiv und sicher ist.

Europäische Studie mit Schlaganfall-Patienten gestartet

Inzwischen gibt es eine zunehmende Anzahl von Publikationen zu Thrombolyse-Ergebnissen bei Patienten mit unbekanntem Zeitfenster. „Hier wurden bisher keine Häufungen schwerwiegender Komplikationen berichtet“, so Thomalla.

Um zu zeigen, dass die Lyse auch bei diesen Patienten eine gute Therapie-Option ist, haben europäische Forscher haben unter Leitung des UKE die WAKE-UP Studie gestartet. Sie wird in rund 60 Zentren in acht europäischen Ländern durchgeführt, mehr als die Hälfte der geplanten 800 Patienten wurden bereits in die Studie randomisiert.

Schlaganfall: Mehr Patienten für Lyse zulassen?

„Bei dem dem erwarteten positiven Ergebnis ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse  Eingang in die Leitlinienempfehlungen halten und unmittelbar die klinische Praxis verändern werden“, hofft Thomalla. Damit wären bei der Schlaganfall-Behandlung mehr Patienten für die Lyse zugelassen.

Von der Lyse ausgeschlossen sind derzeit auch Patienten, die über 80 Jahre alt sind oder stark erhöhte Blutzucker- oder Blutdruckwerte haben. Jedoch dürfen die Ärzte sich auch hier über die Ausschlusskriterien hinwegsetzen. Aktuelle Studien belegen die Wirksamkeit und Sicherheit der Lyse bei älteren Patienten, so dass es nach einer neuen Empfehlung keine Altersgrenze mehr für die Behandlung geben soll. Kontraindiziert ist die Lyse, wenn der Schlaganfall Folge einer Blutung im Gehirn ist.

Neben der Lyse spielt die mechanische Entfernung des Blutgerinnsels, die Thrombektomie, eine immer größere Rolle bei der Behandlung.

Foto: thomaslerchphoto/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Herz-Kreislauf-System

Weitere Nachrichten zum Thema Schlaganfall

08.10.2019

Meist sind es Laien, die Zeugen eines Schlaganfalls werden. Häufig sind sie sich jedoch nicht sicher, ob es sich wirklich um einen Schlaganfall handelt und was sie tun sollen. Der FAST-Test gibt eine einfache Hilfestellung, wie in diesem Fall vorzugehen ist.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin