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Schlaganfall kann langfristig zu Herzinsuffizienz führen

Montag, 30. Oktober 2017 – Autor:
Nach einem Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko, eine chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zu entwickeln. Das zeigten deutsche Forscher in einer aktellen Studie.
Herzschwäche

Ein Schlaganfall kann langfristig eine Herzschwäche begünstigen – Foto: ©Gina Sanders - stock.adobe.com

Menschen mit einer Herzschwäche erleiden überdurchschnittlich häufig Schlaganfälle. Wissenschaftler der Universitätskliniken Duisburg-Essen (UDE) und Würzburg konnten nun erstmals experimentell zeigen, dass oft auch der umgekehrte Krankheitsverlauf auftritt: Nach einem Schlaganfall kann sich über Monate hinweg eine Herzschwäche entwickeln.

Die Entdeckung der Naturwissenschaftler und Mediziner hat potenziellen Einfluss auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten. „Beim Schlaganfall darf nicht allein die Hirnfunktion betrachtet werden, auch eine langfristige Herzdiagnostik muss ins Auge gefasst werden“, sagt Prof. Christoph Kleinschnitz von der Klinik für Neurologie der Medizinischen Fakultät der UDE am Universitätsklinikum Essen in einer Pressemitteilung.

Schlaganfall kann langfristig zu Herzinsuffizienz führen

Es gab bereits Hinweise, dass sich eine Herzinsuffizienz (HI) durch Störung des autonomen Nervensystems entwickeln kann. Der genaue Mechanismus dahinter war unbekannt. Bisherige Studien an Schlaganfall-Patienten zeigten lediglich, dass es bis zu mehrere Wochen nach einem Schlaganfall zu Herzrhythmusstörungen, dem Absterben von Herzmuskelzellen und zu funktionellen Störungen des Herzens kommen kann.

Innerhalb der ersten drei Monate nach einem Schlaganfall kommt es bei 19 Prozent aller Patienten zu einem schweren kardialen Zwischenfall, einem Herzinfarkt oder einem plötzlichen Herztod. Aber bisher war kaum etwas über die Langzeit-Konsequenzen eines Schlaganfalls auf die Entwicklung einer chronischen Herzschwäche bekannt.

Neue Behandlungsstrategien bei Schlaganfall-Patienten

In Zusammenarbeit von Neurologen, Kardiologen und klinischen Epidemiologen der Universitätskliniken und des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz konnte das Projekt SICFAIL (durch einen Schlaganfall hervorgerufene Funktionsverschlechterung des Herzens) nun die Bedeutung von Schlaganfall-induziertem Herzversagen beobachten, bewerten und Behandlungsstrategien entwickeln.

SICFAIL besteht aus einem experimentellen und einem klinischen Teil, der noch nicht beendet ist. „Die Grundhypothese lautet, dass durch einen IS (Ischämischer Schlaganfall, ausgelöst durch eine plötzliche Minderdurchblutung des Gehirns) eine chronische Herzinsuffizienz (HI) induziert wird und dass diese einer pharmakologischen Intervention grundsätzlich zugänglich ist“, erklärt der Naturwissenschaftler Dr. Michael Bieber vom Universitätsklinikum Würzburg.

Funktionsstörung des Herzens bildet sich aus

Ein wichtiger Meilenstein dafür war der Nachweis, dass sich nach einem experimentellen Schlaganfall tatsächlich eine Funktionsstörung des Herzens ausbildet. So war die Pumpfunktion acht Wochen nach Schlaganfallinduktion signifikant reduziert. Dieser neurokardiale Schaden wird durch eine chronische Überaktivierung in einem Teil des Nervensystems, dem Sympathikus, ausgelöst. Dieses Problem führt zudem zu einer vermehrten Kollagenbildung direkt am Herzen.

Die Wissenschaftler testeten eine pharmakologische Strategie zur Verhinderung der HI nach Schlaganfall. Dabei wurde, wie man es auch bei HI-Patienten macht, der Betablocker Metoprolol verabreicht. Dies senkte die sympathische Aktivierung, verbesserte die Herzfunktion signifikant und die morphologischen Veränderungen am Herzen blieben aus.

Mögliche Therapie mit Betablocker

„Sollten sich die experimentellen Ergebnisse in dem klinischen Teil der SICFAIL-Studie bestätigen lassen, könnte diese medikamentöse Therapie mit einem Betablocker auch ein sinnvoller Ansatzpunkt bei Patienten nach einem Schlaganfall sein“, erläutert Prof. Stefan Frantz, Kardiologe und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Würzburg. Die entsprechende Studie erschien im Fachmagazin Annals of Neurology.

Foto: Gina Sanders/fotolia.com

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