Mit 21 Fehltagen pro Jahr ist der Krankenstand der Pflegekräfte von allen Arbeitnehmern in Deutschland am höchsten. Die häufigste Ursache für die Fehlzeiten in dieser Berufsgruppe sind Rückenbeschwerden beziehungsweise Erkrankungen des Muskel- und Skelettapparates. Pflegekräfte leiden darunter wesentlich häufiger als Angehörige aller anderen Berufsgruppen. Je nach Studie schwanken die Angaben zwischen 40 und 76 Prozent aller Pflegekräfte, die unter Rückenschmerzen leiden.
Insbesondere ältere Mitarbeiter klagen häufig über Probleme mit dem Rücken, aber auch bei Jüngeren treten die Beschwerden immer häufiger auf. Meistens sind es Fehlhaltungen oder eine Überlastung der Wirbelsäule, die zu Abnutzungserscheinungen und in der Folge zu Rückenschmerzen führen. Das Anheben und Umbetten von Patienten, aber auch viele anderen Bewegungsabläufe wie beispielsweise das Verstellen von Rückenlehnen führen zu einer starken Belastung der Wirbelsäule. Auch langes Stehen oder das Arbeiten in gebückter Position sind für den Rücken schädlich. Zudem begünstigen, wie man heute weiß, Stress, Zeitdruck und mangelnde Anerkennung die Entstehung von Schmerzen.
Gesunde Pflegekräfte werden benötigt
Die häufigen Fehlzeiten bei Pflegekräften führen weitere Probleme mit sich. Zum einen steigt aufgrund der zunehmenden Anzahl älterer Menschen auch der Bedarf an Pflegepersonal. Daher ist es wichtig, dass Pflegekräfte möglichst lange aktiv in ihrem Beruf arbeiten können. Allerdings arbeiten heute nur die wenigsten von ihnen bis zu ihrer Rente in diesem Beruf. Weiterhin führen die Fehltage dazu, dass das übrige Personal die Tätigkeiten der Erkrankten übernehmen muss – was wiederum zu einer Mehrbelastung und einem steigenden Risiko für gesundheitliche Probleme führt.
Nicht zuletzt sind Rückenschmerzen bei Pflegekräften auch ein großes volkswirtschaftliches Problem. So beliefen sich nach Angaben des Robert-Koch-Instituts die Krankheitskosten im Jahr 2008 auf ungefähr12,6 Milliarden Euro. In einer Studie wurden für Rückenschmerzen durchschnittliche Kosten von 1.322 Euro pro Patient und Jahr in Deutschland errechnet.
Der Prävention von Rückenerkrankungen von Pflegekräften kommt daher höchste Bedeutung zu. Idealerweise sollte damit bereits zu Beginn der Berufstätigkeit begonnen werden und nicht erst, wenn die Schmerzen schon vorhanden sind. Präventionsmaßnahmen gibt es viele. Wichtig ist, beim Umgang mit Patienten so oft wie möglich Pflegehilfsmittel einzusetzen. Hier stehen Drehscheiben, Aufrichthilfen, Toilettenstühle, Duschrollstühle, Badelifter, höhenverstellbare Betten, Hebekissen, Wand- oder Deckenlifter, Treppenfahrzeuge und andere Hilfsmittel zur Verfügung. Des Weiteren können bei den Krankenkassen, den Volkshochschulen, in Fitnessstudios oder den Berufsgenossenschaften Schulungen besucht werden, bei denen rückenschonende Hebetechniken sowie Haltungs-, Bewegungs- und Entspannungstechniken angeboten werden.
Prävention von Rückenschmerzen immer wichtiger
Ganz besonders wichtig ist es auch, dass die Pflegekräfte selbst etwas für ihre Gesundheit tun und regelmäßig Sport wie beispielsweise Schwimmen, Radfahren oder Nordic-Walking betreiben. Ein spezielles Krafttraining hilft, Muskeln aufzubauen und einseitige Belastungen auszugleichen. Hilfreich ist es auch, Übergewicht zu vermeiden. Das Einhalten eines normalen Körpergewichts schützt die Gelenke und gilt als sehr wirkungsvolle Maßnahme zur Prävention von Rückenerkrankungen.
Erst kürzlich hat eine Studie der Universität Mainz ergeben, dass ein spezielles Konzept zur Erhaltung der Rückengesundheit (KER) dazu beitragen kann, Rückenschmerzen bei Pflegekräften zu reduzieren. Für die Studie nahmen die Pflegekräfte an verschiedenen Präventionsmaßnahmen wie dem Erlernen einer rückengerechten Arbeitsweise, einem Fitnesstraining sowie Stressmanagement teil. Es zeigte sich, dass durch die Maßnahmen der Anteil der Personen ohne Schmerzen deutlich anstieg.
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