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Röteln vermutlich doch eine Zoonose

Donnerstag, 8. Oktober 2020 – Autor:
Röteln spielen in Deutschland kaum noch eine Rolle, weil es eine wirksame Impfung gibt. Doch nun ist die Viruserkrankung wieder im Gespräch. Zwei Forschergruppen haben unabhängig voneinander enge Verwandte des Rötelnvirus erstmals bei Tieren gefunden. Bislang galt der Mensch als einziger Wirt.
Neue Funde lassen vermuten, dass das Rötelnvirus aus dem Tierreich stammt

Neue Funde lassen vermuten, dass das Rötelnvirus aus dem Tierreich stammt – Foto: ©pit24 - stock.adobe.com

Vor gut 200 Jahren  wurde das Rötelnvirus erstmals beschrieben. Seither galt der Mensch als einziger Vertreter des sogenannten Rubellavirus, dem Auslöser der Infektionskrankheit Röteln (Rubella). Der Ursprung des Virus blieb unbekannt. Nun gibt es Hinweise, dass es sich bei Röteln doch um einen Zoonose handeln könnte, also eine Krankheit, die einst vom Tier auf den Menschen gesprungen ist.

Die Hinweise stammen aus zwei unabhängigen Studien, in denen bei Tieren verwandte Viren des Rötelnvirus nachgewiesen wurden. Im einen Fall handelt es sich um eine Studie aus den USA, wo Forscher das sogenannte „Ruhugu-Virus“ bei Zyklopen-Rundblattfledermäusen in Uganda fanden.

Neu beschriebenes Virus rafft Zootiere in Mecklenburg Vorpommern dahin

Unabhängig davon konnten Forscher des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) das ebenfalls neue „Rustrela-Virus“ bei Zootieren und in Gelbhalsmäusen nachweisen. Die Untersuchung wurde nach dem Tod von drei Zootieren eingeleitet. In dem Zoo waren ein Esel, ein Baumkänguru und ein Wasserschwein mit unerklärter Todesursache tot aufgefunden worden.

Mittels einer Metagenomanalyse konnten die FLI-Forscher das neue „Ruhugu-Virus“ als Todesursache dingfest machen. Bei dieser Analyse wurde eine Tiefensequenzierung von Erbmaterial durchgeführt und mit dem Erbmaterial verschiedenster Viren verglichen. Außerdem fanden die Forscher das neue Virus bei Gelbhalsmäusen in der Nähe des Zoos, die als Überträger eines bestimmten Hantavirus in Südosteuropa bekannt sind.

Gelbhalsmäuse gelten in Deutschland als Keimzelle

„Da in den Gelbhalsmäusen keine Anzeichen einer Erkrankung gefunden wurde, sind sie der wahrscheinliche Reservoirwirt des neuen Virus“, teilt das Friedrich-Loeffler-Institut jetzt in seiner Publikation im Fachmagazin „Nature“ mit. Das Rustrela-Virus ist demnach eng mit dem Rötelnvirus verwandt. Seinen Namen hat es bekommen, weil es in der Region Strelasund (Mecklenburg Vorpommern) gefunden wurde.

Fledermäuse in Uganda Träger des Rötelnverwandten „Ruhugu-Virus“

Praktisch parallel entdeckten Forscher der University of Wisconsin-Madison und Partner in Uganda einen anderen Verwandten des Rötelvirus bei Zyklopen-Rundblattfledermäusen: das Ruhugu-Virus, benannt nach der Region in Uganda, wo es gefunden wurde.

„Mit dieser gemeinsamen Entdeckung ist das Rötelnvirus des Menschen, mehr als 200 Jahre nach der Erstbeschreibung im Jahr 1814, nicht mehr der alleinige Vertreter einer ganzen Virusfamilie“, sagt FLI-Forscher Prof. Dr. Martin Beer. Die umfassende Analyse der beiden neuen Viren, aber auch die Suche nach möglichen weiteren Tierreservoiren und weiteren Rubellavirus-ähnlichen Erregern seien jetzt ein wichtiges Forschungsfeld, um den Ursprung der menschlichen Rötelnviren noch besser zu verstehen.

Röteln sind für Schwangere gefährlich

Röteln sind weltweit verbreitet. In Deutschland und vielen anderen Ländern spielt die Infektionskrankheit kaum noch eine Rolle (außer in Impfgegnerkreisen), weil es eine wirksame Impfung gibt.

Die Impfung ist insbesondere für Mädchen wichtig, da eine Rötelnvirusinfektion in der Schwangerschaft den Embryo schädigen und zu Totgeburten führen kann. In Afrika und Südostasien sind die Impfraten jedoch gering, weswegen diese Regionen immer noch stark von Röteln betroffen sind.

Foto: © Adobe Stock/ pit24

Hauptkategorie: Medizin
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