RKI erwartet eine halbe Million Krebsdiagnosen in 2016
Um Prognosen zu erstellen, muss man in die Vergangenheit blicken. Mit dem aktuellen Bericht „Krebs in Deutschland“ hat das Robert Koch-Institut (RKI) nun die Zahlen zum Krebsgeschehen für das Jahr 2012 vorgelegt. Demnach sind in Deutschland im Berichtsjahr 252.060 Männer und 225.890 Frauen neu an Krebs erkrankt, also insgesamt 477.950 Menschen. Vergleicht man die Zahlen mit den zurückliegenden fünf Jahren, zeichnet sich eine Stagnation der Erkrankungszahlen ab. Und das, obwohl Deutschland weiterhin altert. In den vergangenen Jahrzehnten war die alternde Bevölkerung die wesentliche Ursache für die Zunahme von Krebserkrankungen.
Zahl der Krebserkrankungen stagniert
"Das ist insgesamt eine erfreuliche Entwicklung", unterstreicht RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Doch von einer Trendwende mag er nicht sprechen. Für einige Tumorarten müsse weiterhin eher von steigenden Zahlen ausgegangen werden, meint Wieler. Dazu gehörten auch einige besonders gefährliche Krebsformen, wie Bauchspeicheldrüsenkrebs und Leberkrebs. Gleichwohl gibt es bei einigen häufigen Krebserkrankungen sogar rückläufige Trends, etwa bei Darmkrebs. Hierfür könnte die 2003 eingeführte Früherkennungskoloskopie auschlaggebend sein, vermuten die Studienautoren.
Für das kommende Jahr prognostizieren die Wissenschaftler rund 500.000 Krebsneuerkrankungen. Bisher erkrankte rund die Hälfte der Betroffenen an den vier häufigsten Krebserkrankungen: Mit 63.710 Neuerkrankungen im Jahr 2012 führt Prostatakrebs bei Männern die Statistik an, gefolgt von Lungenkrebs (34.490) und Darmkrebs (33.740). Bei Frauen wurde am häufigsten Brustkrebs diagnostiziert (69.550 Fälle), gefolgt von Darmkrebs (28.490) und Lungenkrebs (18.030). Trotz einiger Verschiebungen wird sich vermutlich an diesem Ranking nicht viel ändern.
Gute Prognosen, schlechte Prognosen
Die einzelnen Krebsarten unterscheiden sich erheblich in ihren Konsequenzen für die Betroffenen: Während beispielsweise die Prognose bei Bauchspeicheldrüsenkrebs mit einer fünfprozentigen Überlebenschance sehr schlecht ist, sind einige Erkrankungen, so gut behandelbar, dass sie für die Mehrzahl der Betroffenen nicht mit Einschränkungen ihrer Lebenserwartung verbunden sind. Dazu gehören etwa Hodenkrebs, aber auch Brustkrebs. Die Überlebenswahrscheinlichkeit bei der häufigsten Krebserkrankung der Frau beträgt heute über 80 Prozent.
Der Bericht Krebs in Deutschland" liefert erstmals Überlebensraten bis zu 10 Jahren nach Diagnose von mehr als 20 Krebsarten. Neu aufgenommen wurden Tumore des Weichteilgewebes.
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