Risiken und Nebenwirkungen: Beipackzettel irreführend

Beipackzettel müssen auf mögliche Nebenwirkungen hinweisen, doch oft hapert es mit der Verständlichkeit – Foto: ©Stockfotos-MG - stock.adobe.com
Zu lang, zu kompliziert - nicht immer sind Beipackzettel gut verständlich. Nicht nur das: Die Angaben zu Risiken und Nebenwirkungen der Medikamente seien regelrecht irreführend, meinen Forscher, und das nicht nur für Patienten oder deren Angehörige, sondern auch für Experten. Selbst Ärzte und Apotheker denken, dass die aufgelistetem Nebenwirkungen in der genannten Häufigkeit ausschließlich durch das jeweilige Arzneimittel verursacht werden.
Es müsse aber kein ursächlicher Zusammenhang zwischen den als Nebenwirkungen gelisteten Symptomen und der Arzneimittel-Einnahme bestehen, heißt es weiter in einer Mitteilung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin (EbM). Unspezifische Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen könnten auch ohne die Medikamenten-Einnahme auftreten.
Test-Beipackzettel listen vier Nebenwirkungen auf
Auf das Risiko einer Fehleinschätzung wiesen die Apothekerin Viktoria Mühlbauer und die Medizinerin Prof. Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg bereits in einer früheren Untersuchung hin. In einer aktuellen Studie, die unter dem Dach des EbM-Netzwerks entstand, testeten sie überarbeitete Beipackzettel, die die wirklichen Risiken verständlicher darstellen sollten.
In Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin legten die Hamburger Wissenschaftlerinnen insgesamt 397 Laien drei veränderte und eine Standard-Packungsbeilage vor. Jeder Beipackzettel listete vier Nebenwirkungen für ein fiktives Medikament auf. Zwei würden häufiger vorkommen, eine möglicherweise und eine selten.
Nebenwirkungen auch ohne Medikamenten-Einnahme möglich
Die alternativen Beipackzettel geben im Abschnitt "Nebenwirkungen" zusätzlich an, wie häufig bestimmte Symptome auch ohne Arzneimitteleinnahme auftreten und wie häufig die Nebenwirkung tatsächlich auf die Arzneimitteleinnahme zurückzuführen sind. Während nur 2-3 Prozent der Teilnehmer mit dem Standard-Beipackzettel Fragen zur Häufigkeit beziehungsweise zur Kausalität korrekt beantworten konnten, waren es mit den alternativen Formaten bis zu mehr als 80 Prozent.
Das ist auch insofern von Belang, als dass Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen Patienten davon abhalten können, die Medikamente wie vom Arzt verschrieben einzunehmen. Die entsprechende Studie wurde im Fachjournal PLOS ONE veröffentlicht.
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