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Reden statt nur Ritalin geben!

Montag, 28. April 2014 – Autor: Cornelia Wanke
Ein Programm der AOK Rheinland/Hamburg zeigt: Eine gezielte und aufeinander abgestimmte Behandlung von Kindern, die an einer Hyperaktivitätsstörung leiden, kann helfen, die Verschreibung von Ritalin zu reduzieren.

ADHS = Ritalin? Das muss nicht sein, zeigt ein Programm der AOK.

Die medikamentöse Behandlung von AD(H)S kann ein sinnvoller und wichtiger Therapiebaustein sein, sie sollte dabei aber immer multimodal erfolgen – also gemeinsam mit anderen Maßnahmen wie z. B. Psychotherapie oder Elterntraining. Geschieht dies, so kann die Verschreibungshäufigkeit von Ritalin gesenkt werden. Im Programm der AOK Rheinland/Hamburg konnte die zahl der Fälle, in denen Ärzte eine medikamentöse Behandlung vornahmen, von 43 Prozent im Jahr 2010 auf 32 Prozent im Jahr 2012 reduziert werden. Dies entspricht einem Rückgang der Verschreibungen zum Beispiel von Ritalin um ein Viertel. 

Zappelphilipp oder nicht? Eine fundierte Diagnose ist schwierig aber wichtig!

„Besonders wichtig ist, dass kein Kind solche Medikamente erhält, bei dem nicht sorgfältig eine entsprechende Diagnose gestellt wurde“, sagt Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Hier schaffe die AOK Rheinland/Hamburg den Rahmen dafür, dass Ärzte und Psychotherapeuten sich ausreichend Zeit für eine fundierte Diagnosestellung nehmen können.

Das Versorgungsprogramm ist ein Angebot für Kinder und Jugendliche, bei denen ein Verdacht auf AD(H)S besteht - mittlerweile nehmen rund 3000 Personen im Rheinland teil. Ein Hauptaugenmerk liege auf der klaren Diagnosestellung, die bei AD(H)S schwierig und aufwändig sei, so die AOK. Denn die Erkrankung müsse sorgfältig von anderen möglichen Diagnosen abgegrenzt werden. 

Viel Zeit für Gespräche – das hilft mehr, als nur ein Medikament zu verordnen!

„Wird schließlich AD(H)S festgestellt, erhalten die betroffenen Kinder und ihre Eltern besondere ärztliche und psychotherapeutische Angebote, die sie im Umgang mit der Erkrankung unterstützen sollen. Neben quartalsweisen Untersuchungen, bei denen sich die teilnehmenden Ärzte viel Zeit für Gespräche nehmen können, gehören hierzu ein Elterntraining und eine Samstagssprechstunde bei Psychotherapeuten“, heißt es in einer Pressemitteilung der AOK.

Die am Programm teilnehmenden Ärzte und Psychotherapeuten haben eine nachgewiesene Expertise bei der Behandlung von AD(H)S und verpflichten sich zur Teilnahme an spezifischen Qualitätszirkeln. Leistungen, die im Rahmen des Programms erfolgen, werden den Ärzten außerhalb des eigentlichen Budgets vergütet. Vertragspartner der AOK sind der Landesverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung, die Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein.

Foto: djama - Fotolia.com

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