Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Rassismuserfahrungen machen Demenz im Alter wahrscheinlicher

Donnerstag, 4. August 2022 – Autor:
Nach Angaben der Alzheimer's Association ist die Wahrscheinlichkeit, an Demenz oder Alzheimer zu erkranken, für Schwarze in den USA etwa doppelt so hoch wie für Weiße. Aktuelle Studien geben Hinweise, dass Rassismuserfahrungen eine Ursache sein könnten.
Diskriminierung und Rassismus brennen sich tief ins Gedächtnis ein – und begünstigen später einen kognitiven Abbau und Demenz

Diskriminierung und Rassismus brennen sich tief ins Gedächtnis ein – und begünstigen später eine Demenz – Foto: © Adobe Stock/ Pixel-Shot

In San Diego, Kalifornien, findet gerade die Alzheimer's Association International Conference 2022 statt – eine der weltweit größten Fachkonferenzen über Alzheimer. Rassismus ist dort ein Thema, nicht weil es in die Zeit passt, sondern aufgrund neuester Erkenntnisse und aktueller Studien.

Der 2022 Alzheimer's Disease Facts and Figures Report der Alzheimer's Association zeigt: Die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer oder anderen Demenzkrankheiten zu erkranken, ist für Schwarze etwa doppelt so hoch und für Hispanics/Latinos etwa anderthalb Mal so hoch wie für Weiße.

Schwarze leiden besonders unter Diskriminierung

In einer Studie mit fast 1.000 in einer Gemeinde lebenden Erwachsenen mittleren Alters (55 % Latinos; 23 % Schwarze; 19 % Weiße) fanden Forscher unter Federführung der Columbia University einen signifikanten Zusammenhang zwischen Rassismuserfahrungen und niedrigeren Gedächtniswerten. Bei  schwarzen Personen war dies besonders ausgeprägt. Erfahrungen mit strukturellem Rassismus wurden bei allen in die Studie einbezogenen rassischen und ethnischen Gruppen mit einem schlechteren episodischen Gedächtnis in Verbindung gebracht.

Chronischer Rassismus führt zu Stress

„Chronischer Rassismus und zwischenmenschliche Diskriminierung in marginalisierten Gemeinschaften führen zu Stress, der sich auf den Körper auswirkt und die physiologische Gesundheit beeinflusst und wahrscheinlich zur Entwicklung des kognitiven Verfalls beiträgt", so Jennifer Manly, Ph.D., Professorin für Neuropsychologie am Columbia University Irving Medical Center und Hauptautorin dieser Arbeit. „Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass sich Rassismus auf die Gesundheit des Gehirns auswirkt und zu der ungerechten Belastung durch die Alzheimer-Krankheit in Randgruppen beiträgt."

Eine weitere Studie nahm sogenannte SuperAgers in den Blick, also sehr alte Menschen. Befragt und untersucht wurden 445 asiatische, schwarze, lateinamerikanische, weiße und gemischtrassige Personen im Alter von 93 Jahren und älter. Die Analyse ergab, dass Personen, die während ihres gesamten Lebens weitreichende Diskriminierung erfahren hatten, im späteren Leben ein schlechteres semantisches Gedächtnis aufwiesen als Personen, die wenig oder gar keine Diskriminierung erfahren hatten.

„Unauslöschlicher Einfluss auf die kognitive Gesundheit“

„Diese Ergebnisse machen deutlich, dass bei den Hochbetagten die Ungleichheiten bei den kognitiven Funktionen auch dann noch bestehen, wenn die Erfahrungen mit Diskriminierung im Leben berücksichtigt werden", betont Studienautorin Kristen George von der Universität von Kalifornien. „Trotz der unglaublichen Langlebigkeit dieser Gruppe hat Diskriminierung einen unauslöschlichen Einfluss auf die kognitive Gesundheit, und die ältesten alten Erwachsenen können noch immer von den Bemühungen profitieren, gesundheitliche Ungleichheiten zu beseitigen und auszugleichen."

Nicht-Weiße sind auch körperlich kränker

Rassismus und Diskriminierungserfahrungen begünstigen demnach den kognitiven Abbau. Hinzukommen soziale Ungleichheiten wie geringer sozioökonomischer Status, Bildungsniveau und der Zugang zu Gesundheitsleistungen, wie die Pflegewissenschaftlerin Adriana Perez University of Pennsylvania betonte. „Der beständige und allgegenwärtige Mangel an Ressourcen sowie soziale und umweltbedingte Faktoren führen zu Ungleichheiten bei anderen Gesundheitsergebnissen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes“, sagte sie. Und diese Erkrankungen wiederum erhöhten das Risiko für Alzheimer und andere Demenzerkrankungen.

Weitere Nachrichten zum Thema Demenz

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin