Dass die gesetzliche Pflegeversicherung nicht ausreicht, um den Versorgungsbedarf im Pflegefall zu decken, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen privat vorsorgen. Wie der Verband der Privaten Krankenversicherung am Mittwoch in Berlin mitteilte, ist die Zahl der privaten Pflegezusatzversicherungen in 2012 gegenüber dem Vorjahr um 16,3 Prozent auf einen Gesamtbestand von 2,2 Millionen Versicherungen angestiegen.
„Die Debatte um die Reform der gesetzlichen Pflegeversicherung hat vielen Bürgern die Augen dafür geöffnet, dass ihnen ohne zusätzliche private Vorsorge im Pflegefall die finanzielle Überforderung droht“, erklärte der Vorsitzende des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, Reinhold Schulte, bei der Vorstellung der vorläufigen Branchenzahlen für das Geschäftsjahr 2012 in. Umso mehr sei es zu begrüßen, dass der Staat die Bürger seit Januar beim Aufbau einer privaten Pflegevorsorge unterstütze. Gemeint ist der so genannte Pflege-Bahr: Seit Januar 2013 zahlt der Staat fünf Euro Zulage im Monat für alle, die eine private Pflegetagegeldversicherung abschließen, die den staatlichen Vorgaben entspricht.
Private Zusatzversicherungen: Seit zehn Jahren ist der Markt um zwei Drittel gewachsen
Weitere Zuwächse hat es laut Branchenverband auch bei anderen privaten Zusatzversicherungen gegeben. Insgesamt hätten Bürger im vergangenen Jahr 573.000 entsprechende Verträge abgeschlossen, sodass zum Jahresende insgesamt 23,07 Millionen Zusatzversicherungen bestanden. Schulte sprach von einem Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt habe sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der privaten Zusatzversicherungen damit um fast neun Millionen oder knapp zwei Drittel erhöht.
Rückläufig sei dagegen die Krankenvollversicherung. Hier sank die Zahl der Versicherten auf 8,96 Millionen Personen. Das waren 20.100 weniger als Ende 2011. Der Vorsitzende des Verbandes der Privaten Krankenversicherung erklärte den Rückgang mit der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt: „Viele privatversicherte Kleinselbstständige, die in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitnehmerverhältnis gewechselt sind, mussten somit zwangsweise in die Gesetzliche Krankenversicherung zurückkehren“. Darüber hinaus habe auch die verpflichtende Einführung von Unisex-Tarifen zum Jahresende 2012 bei vielen potenziellen Kunden zu einer abwartenden Haltung geführt.
Wer privat krankenversichert ist, konnte sich indes in 2012 über eine Beitragssenkung in der Privaten Pflegepflichtversicherung freuen. „Die Leistungsstärke der kapitalgedeckten Finanzierung zeigt sich auch dadurch, dass in diesem Jahr die Beiträge in der Privaten Pflegepflichtversicherung gesenkt werden konnten – obwohl mehr Leistungen in Anspruch genommen wurden als je zuvor“, so Rainer Schulte.
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