Prävention gegen Suizide muss verbessert werden
Nach einem kurzzeitigen Rückgang steigt nach Angaben des Nationalen Suizid Präventionsprogramms (Naspro) die Zahl der Suizidopfer in Deutschland wieder an. Naspro fordert daher mehr Präventionsmaßnahmen. Anlässlich des Welttags der Suizidprävention wendet sich Naspro zudem gegen Vorurteile gegenüber suizidgefährdeten Menschen und ihren Angehörigen. Nach wie vor ist das Thema Suizid stark tabuisiert und Hinterbliebene werden zusätzlich zu ihrer Trauer häufig mit Vorwürfen oder Ausgrenzung konfrontiert.
Einen überdurchschnittlichen Anstieg an Suizidfällen gibt es seit einigen Jahren bei älteren Menschen. Professor Armin Schmidtke von Naspro spricht zudem von regelrechten "Suizidepidemien". Schmidtke zufolge treten solche Häufungen von Selbstmorden beispielsweise nach Entlassungswellen in Betrieben auf. Aber auch nach dem Freitod des Fußballers Robert Enke wurden deutlich mehr Suizide gezählt. Andererseits hat das prominente Beispiel auch bewirkt, dass das Thema mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.
Früherkennung kann Suizide verhindern
Für die Suizidprävention ist die Früherkennung ein zentraler Punkt. Hier sind auch Ärzte aufgerufen, auf Anzeichen zu achten und ernstzunehmen. "Viele Suizidenten suchen vor dem Suizid den Hausarzt auf. Dort wird es nicht richtig erkannt, dann erfolgt die Tat", so Schmidtke. Die meisten Suizide werden von Menschen mit einer psychischen Erkrankung ausgeführt. Daher ist eine schnelle und angemessene Betreuung dieser Patienten die beste Möglichkeit, Suizide zu verhindern, wie auch Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte (BDVN), anlässlich des Suizidpräventionstags betont. "Depressionen sind gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden“, so Bergmann.
Problematisch sind nach Bergmanns Angaben immer noch die langen Wartezeiten bei Psychiatern. Viele Depressionspatienten erhalten dem Experten zufolge keine angemessene oder eine zu späte Versorgung. Patienten müssen häufig Wochen oder sogar Monate auf einen Arzttermin warten. Bergmann hält daher eine bessere Vernetzung und Koordination der Versorgung von Betroffenen für dringend notwendig. Eine Möglichkeit seien integrierte Versorgungsverträge. "Es ist jetzt an der Zeit, die Erfahrungen aus den Einzelvorhaben zu nutzen und flächendeckend regional abgestimmte Behandlungspfade aufzubauen, welche die Krankenkassen dann auch finanzieren“, so Bergmann.
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