
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg: In diesen drei besonders dünn besiedelten Bundesländern sind die Fälle von pollenbedingtem allergischem Schnupfen seit 2010 am stärksten angestiegen. Im norddeutschen Stadtstaat Hamburg dagegen gingen sie sogar zurück. – Foto: KKH
Ende Januar beginnt die Pollenallergie-Saison mit Hasel und Erle, den ersten „Frühblühern“. In den Niederungen fliegen bereits die ersten Hasel- und Erlenpollen, vor allem im Westen Deutschlands. Pappel, Weide und Ulme folgen bald. Für Heuschnupfen-Patienten heißt das: die Nase läuft, die Augen jucken und immer wieder diser stechende Niesreiz. Etwa jeder sechste Deutsche leidet an einer Pollen-Allergie. Bisher war Heuschnupfen tendenziell vor allem ein Thema von Menschen, die in Ballungsräumen leben. Doch laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse gerät das Stadt-Land-Gefälle mehr und mehr ins Wanken.
Fast 20 Prozent mehr Heuschnupfenpatienten im Nordosten
Der prozentuale Anteil von Menschen mit pollenbedingtem allergischem Schnupfen ist zwar nach wie vor in großstädtisch geprägten Bundesländern wie Hessen und Nordrhein-Westfalen am größten (5,7 beziehungsweise 5,6 Prozent), ergab die Versichertendatenanalyse. Aber: „Ländlichere Gebiete ziehen überraschend kräftig nach“, heißt es in einer Mitteilung der KKH. Demnach ist die Zahl der Heuschnupfen-Geplagten am stärksten im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern gestiegen – zwischen 2010 auf 2020 um 19,5 Prozent. Direkt dahinter folgen Sachsen-Anhalt (plus rund 18 Prozent) und Brandenburg (plus rund 14 Prozent). In Nordrhein-Westfalen dagegen haben 2020 hingegen nur 8,5 Prozent mehr Menschen unter pollenbedingtem Schnupfen gelitten als noch zehn Jahre zuvor, in Hessen sind es nur 6 Prozent mehr. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei rund 9 Prozent.
Asthma: Plus 40 Prozent in Meck-Pomm und Thüringen
Ähnlich sieht es bei allergischem Asthma bronchiale aus, das häufig eine Folge von Heuschnupfen ist. Zwar ist auch hier der Anteil der Betroffenen in dicht besiedelten Gebieten wie dem Saarland, Berlin und Hessen nach wie vor am größten. In ländlicher geprägten Bundesländern ist die Zahl der Patienten aber ebenfalls überdurchschnittlich in die Höhe geschnellt. So verzeichnet die KKH von 2010 auf 2020 in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen das größte Plus an Asthma-Patienten mit jeweils mehr als 40 Prozent (Bundesdurchschnitt rund 22 Prozent). In Hessen hingegen ist die Zahl der Betroffenen im selben Zeitraum hingegen nur um rund 18 Prozent nach oben geklettert, in NRW sogar nur um rund 16 Prozent.
Klimawandel mögliche Erklärung für Allergie-Anstieg auf dem Land
Die steigende Zahl an Heuschnupfen- und Asthma-Patienten kann unterschiedliche Ursachen haben. Eine Erklärung dafür – auch für den deutlichen Anstieg auf dem Land – sieht die KKH im Klimawandel mit seinen zunehmend milderen Temperaturen, der für eine längere Pollenflugsaison sorgt. Der Blütenstaub fliegt früher und in größeren Mengen.
Die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen, die es nach wie vor gibt, weisen darauf hin, dass auch Umwelteinflüsse am Wohnort entscheidend sind, etwa die Luftverschmutzung. Umweltschadstoffe wie Ozon lagern sich an den Pollen an und machen sie zunehmend aggressiver.
Heuschnupfen: Frühe Behandlung kann Entwicklung von Asthma vorbeugen
Eine Pollenallergie äußert sich durch typische Heuschnupfensymptome wie Niesen und Augenjucken. Manche Menschen haben auch grippeähnliche Beschwerden wie Gliederschmerzen, fühlen sich außerdem matt und sind häufig gereizt. Ob es sich tatsächlich um eine Reaktion auf die Pollen handelt, lässt sich im Zweifel mittels eines Haut- und Bluttests bei einem Spezialisten nachweisen. Rasches Erkennen und Behandeln ist wichtig, damit aus einem Heuschnupfen kein allergisches Asthma wird.