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Pollen können zu schwerer Bindehautentzündung bei Neurodermitis führen

Donnerstag, 7. Mai 2020 – Autor:
Menschen mit Neurodermitis sind durch den Pollenflug besonders gefährdet, eine schwere Bindehautentzündung zu erleiden. Augenärzte raten dringend zur Behandlung. Ansonsten könne es zu Komplikationen kommen.
Die atopische Keratokonjunktivitis wird durch Pollenflug begünstigt. Neurodermitiker erkranken besonders häufig an der schweren Bindehautentzündung

Die atopische Keratokonjunktivitis wird durch Pollenflug begünstigt. Neurodermitiker erkranken besonders häufig an der schweren Bindehautentzündung

Viele Menschen leiden dieser Tage wieder unter roten, juckenden Augen. Grund ist der Pollenflug. Für Menschen mit Neurodermitis ist das nicht ganz ungefährlich, teilt jetzt die Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) mit. Denn Pollen können bei ihnen zu einer schweren Form der Bindehautentzündung beitragen. „Wer an Neurodermitis erkrankt ist, ist besonders anfällig für eine nicht-infektiöse Bindehautentzündung, die auch durch Pollen ausgelöst oder verstärkt werden kann“, erläutert DOG-Experte Prof. Philip Maier vom Universitätsklinikum Freiburg.

Trübung der Hornhaut möglich

Dabei kommt es bei etwa jedem dritten Neurodermitis-Patienten zu einer schweren einer sogenannten atopischen Keratokonjunktivitis (AKK). Das ist eine besonders schwere Form der Bindehautentzündung. Laut Maier kann sie unbehandelt zu Hornhautkomplikationen führen und damit bedrohlich für das Sehvermögen sein. Bei schweren Verläufen können an der Hornhaut oberflächliche Defekte bis hin zu Geschwüren entstehen, oder es wachsen Blutgefäße ein, was im Extremfall bis zur Erblindung aufgrund einer vollständigen Trübung der Hornhaut führt.

„Wer unter Neurodermitis leidet und Anzeichen einer Bindehautentzündung bemerkt, sollte daher rasch einen Augenarzt aufsuchen. Dies gilt auch, wenn Neurodermitis in der Familie aufgetreten ist“, rät der der Augenspezialist.

Augenreiben verstärkt das Problem

Experten vermuten, dass das Strukturprotein Filaggrin für komplizierte Verläufe verantwortlich sein könnte. Bei Patienten mit Neurodermitis konnte sowohl in der Haut als auch in der Hornhaut eine fehlerhafte Filaggrin-Produktion nachgewiesen werden. Einer neuen Studie zufolge kann das Augenreiben die Hornhautkomplikationen weiter fördern, vor allem bei Kindern.

Anzeichen für eine atopischen Keratokonjunktivitis

Eine atopischen Keratokonjunktivitis ist anfangs schwer von einer normalen Bindehautentzündung zu unterscheiden. Die Symptome sind juckende, gerötete und tränenden Augen, geschwollenen Lider und einem Fremdkörpergefühl im Auge. Die Symptome fallen häufig jedoch stärker aus als bei einer rein allergischen Konjunktivitis. „Zusätzlich kommt es häufig zu typischen Verdickungen an der Lidkante, zu Hautveränderungen wie Schuppungen oder Falten sowie Hautrissen am unteren Augenlid. Auch zeigt die Bindehautentzündung oft über lange Zeit trotz pflegender Maßnahmen keine Besserungstendenz“, erklärt Maier wesentliche Unterschiede.

Therapie besteht aus verschiedenen Bausteinen

Die Therapie der atopischen Keratokonjunktivitis besteht aus der vorsichtigen Reinigung der Lidränder mit feuchten Wattepads oder Wattestäbchen. Zusätzlich empfehlen Augenärzte das Auflegen einer Wärmemaske, die in der Mikrowelle oder im Backofen erhitzt wird, sowie Gele oder Tränenersatzmittel ohne Konservierungsstoffe. Die Augentropfen sollen den Juckreiz lindern und waschen zudem die Pollen aus. „Bei starkem Juckreiz können mehrmals täglich antiallergische Augentropfen geträufelt werden – Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren –, die die Ausschüttung von Histamin verhindern oder dessen Wirkung zumindest unterdrücken und so die Allergiebeschwerden lindern sollen“, sagt Maier. In hartnäckigen Fällen seien immunmodulatorische Augentropfen wie etwa Ciclosporin A notwendig.

Etwa fünfzehn Prozent der deutschen Bevölkerung leidet an Neurodermitis. Kleine Kinder sind besonders häufig von der entzündlichen Hauterkrankung betroffen.

Foto: © Adobe Stock/ M.Dörr & M.Frommherz

Hauptkategorie: Medizin
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