Pharmadialog kommt bei Arzneimittelherstellern gut an
BAH-Hauptgeschäftsführer Martin Weiser begrüßte den Anfang September gestarteten Dialogprozess ausdrücklich. „Die Zeit war reif dafür“, sagte er. Weiser zeigte sich zuversichtlich, dass der Pharmadialog dazuführt, dass in der Politik der Stellenwert der Pharmaindustrie neu gewichtet wird. Politik habe verstanden, dass die Branche eine ganz wichtige sei, so Weiser weiter.
Zugleich mahnte der BAH-Hauptgeschäftsführer die Krankenkassen zu Augenmaß bei der Warnungen vor vermeintlichen Kostenexplosionen. Zuletzt hatten Kassenvertreter Befürchtungen geäußert, dass ein Medikament zur Behandlung von Patienten mit Hepatitis C den Krankenkassen Mehrkosten von zwei Milliarden Euro bringen könnte. Weiser erinnerte an ähnliche Diskussionen bei der Einführung des Wirkstoffes Lucentis im Jahr 2007. Keine der Befürchtungen sei eingetreten, sagte er.
Vorbild Europa
Überreif war die Zeit für den Pharmadialog in Deutschland dagegen aus Sicht des Verbands der Europäischen Arzneimittel-Hersteller (AESGP). Geschäftsführer Hubertus Cranz zeigte sich „überrascht, dass es solang gedauert hat, bis es zu diesem Pharmadialog kam“. Nach seinen Angaben sind solche Dialogprozesse in anderen Ländern längst eingeübt.
Die Bundesregierung setzt große Stücke auf den Pharmadialog. Sie will ihre Arzneimittelpolitik zunächst auf diesen Dialogprozess beschränken. Gesetzgeberisch soll frühestens 2016 wieder an den Rahmenbedingungen für die Arzneimittelversorgung in Deutschland geschraubt werden. Das kündigte der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich an. „Wir konzentrieren uns schwerpunktmäßig auf den Pharmadialog, wollen die Erkenntnisse diskutieren und werden im Bereich Gesetzgebung nur das äußerst Notwendige unternehmen“, sagte Hennrich. Im Versorgungsstrukturgesetz II sind nach seinen Angaben bislang keine maßgeblichen Eingriffe in die Arzneimittelversorgung vorgesehen.
Pharmadialog: Diskussion um OTC-Arzneimittel
Diskutiert wird in der Großen Koalition aber Hennrich zufolge über die Erstattungsfähigkeit von rezeptfreien sogenannten OTC-Präparaten, die Weiterentwicklung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes AMNOG und über die Wirtschaftlichkeitsprüfungen der niedergelassenen Ärzte. Der CDU-Politiker plädierte dafür, dass die Krankenkassen für OTC-Verordnungen an Heranwachsende bis zum 18. Lebensjahr aufkommen sollen. Das könnte ein familienpolitisches Signal sein, so Hennrich. Die Erstattung der OTC-Kosten für Menschen über 65 lehnt er dagegen ab.
Der GKV-Spitzenverband sieht in dieser Frage keinen Änderungsbedarf. „Ich halte die jetzige Regelung für vernünftig“, sagte GKV-Verbands-Vize Johann-Magnus von Stackelberg. Dass bereits jetzt etliche Krankenkassen die Kosten für OTC-Verordnungen an Jugendliche übernehmen, führte er auf den Kassenwettbewerb zurück.
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