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Phagen als Alternative zu Antibiotika im Test

Dienstag, 13. Oktober 2015 – Autor:
Bakterielle Infektionen wurden über Jahrzehnte erfolgreich mit Antibiotika behandelt. Mittlerweile haben sich resistente Erreger herausgebildet, die nicht mehr auf die Wirkstoffe ansprechen. Forscher interessieren sich daher wieder für eine in Vergessenheit geratene Therapie-Form, die Bakteriophagen oder Phagen.
Phagen oder Bakteriophagen landen auf einem Bakterium

Mit Phagen genannten Viren lassen sich Bakterien bekämpfen – Foto: elvira gerecht - Fotolia

Phagen sind Viren, die Bakterien vernichten. Sie injizieren ihre Erbsubstanz in ein Bakterium, das produziert daraufhin so lange Phagen, bis es platzt und weitere Bakterien-Vernichter freisetzt. Die Phagen, die überall in der Natur vorkommen, sind jeweils auf eine bestimmte Bakterien-Art spezialisiert. Ihr Vorteil: Anders als Antibiotika greifen sie nützliche Bakterien im Darm nicht an.

In osteuropäischen Ländern, Russland, Polen und vor allem Georgien hat die Behandlung mit Phagen Tradition. Entdeckt wurden sie bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, doch durch den Siegeszug des Penicillin wurde dieser Ansatz im westlichen Europa viele Jahrzehnte nicht weiterverfolgt. Doch nun könnten gebraucht werden, wenn Antibiotika nicht mehr helfen. Offiziell zugelassen sind Phagen in der EU noch nicht, bislang fehlen entsprechende Studien.

Phagen statt Antibiotika bei Verbrennungsopfern

Mit Phagoburn startet jetzt eine randomisierte und kontrollierte klinische Phase I/II-Studie, an der 220 Patienten mit schweren Verbrennungen teilnehmen, aus Krankenhäusern in Frankreich, Belgien und der Schweiz. Um Infektionen vorzubeugen, wird die eine Hälfte der Patienten wie üblich mit antibakteriell wirkendem Silbersulfadiazin behandelt, die andere mit einem Phagen-Cocktail.

Dies soll Krankenhauskeime und vor allem antibiotika-resistente Bakterien außer Gefecht setzen, speziell geht es um Escherichia Coli und Pseudomonas aeruginosa. „Infektionen sind die häufigste Todesursache bei Patienten mit Verbrennungen", sagt Studien-Autor Dr. Patrick Jault, Leiter der Anästhesie am Percy-Militärkrankenhaus (Clamart).

Phagen für den Einsatz bei COPD oder Mukoviszidose?

Die Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) des Leipniz-Institutes in Braunschweig unterhält eine Phagen-Bank, sie können dort bestellt und für Studien genutzt werden, neue Phagen-Sorten werden im Phagenfänger-Projekt gesucht. Aktuell befasst sich die DSMZ mit Phagen gegen Bakterien der Burkholderiales, die in Biofilmen der Lunge von Patienten mit COPD und Mukoviszidose eine Rolle spielen.

Foto: elvira gerecht

Hauptkategorie: Medizin

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