Pflegebedürftige häufig mangelernährt

Nicht alle pflegebedürftigen Menschen erhalten die richtige Ernährung
13 Prozent der pflegebedürftigen Menschen, die zu Hause betreut werden, sind mangelernährt, weitere 57 Prozent sind von Mangelernährung bedroht. Das ist das Ergebnis einer Studie zur Ernährungssituation von pflegebedürftigen Senioren in Privathaushalten (ErnSiPP-Studie), die im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) erstellt wurde.
Rund 1,6 Millionen pflegebedürftige Senioren werden in einem Privathaushalt gepflegt. Bisher war über ihre Ernährungssituation wenig bekannt. Die Untersuchung zeigt, dass sowohl Übergewicht als auch Untergewicht und Mängel in der Versorgung mit Nährstoffen weit verbreitet sind. Mangelernährung, Untergewicht und Flüssigkeitsmangel können langfristig die Pflegebedürftigkeit noch verstärken. Das Risiko für Stürze steigt, und die Krankheitsanfälligkeit nimmt zu.
Häufig unerwünschter Gewichtsverlust bei häuslicher Pflege
„Die Ernährung von Senioren, die zu Hause gepflegt werden, bedarf einer stärkeren Aufmerksamkeit, insbesondere bei schwerer Pflegebedürftigkeit und Demenz“, erklärt Professor Dorothee Volkert von der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitinitiatorin der ErnSiPP Studie. „Eine gute Ernährungsversorgung kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität steigern.“
Der Studie zufolge nahmen 49 Prozent der Patienten seit Beginn der Pflege unerwünscht ab, 27 Prozent wiesen allein in den vergangenen drei Monaten einen Gewichtsverlust auf. Aber auch Übergewicht ist ein großes Problem bei pflegebedürftigen Senioren. Ein Drittel der untersuchten Patienten war sogar adipös, das heißt ihr Body Mass Index (BMI) lag über 30. Neben den gesundheitlichen Risiken kann Übergewicht die Pflegearbeiten für Angehörige und Pflegepersonal erschweren.
Pürierte Kost kann Abhilfe schaffen
Zur Mangelernährung der Senioren tragen häufig Appetitmangel, nachlassende Sinneswahrnehmungen und körperliche, geistige oder psychische Beeinträchtigungen bei. So leiden viele Senioren unter Kau- und Schluckbeschwerden und nachlassendem Durstgefühl. Besonders bei Demenzkranken ist dies der Fall. Abhilfe kann passierte oder pürierte Kost schaffen. Gerade bei Kau- und Schluckbeschwerden ist es wichtig, dass die Speisen die richtige Konsistenz haben. Auf diese Weise können wichtige Nährstofflieferanten wie Gemüse oder Fleisch besser aufgenommen werden.
Die Pflegebedürftigen nehmen von den meisten Nährstoffen zwar im Mittel ausreichend zu sich, aber bei Kalzium, Vitamin D, Vitamin E und Folsäure gibt es häufig Mangelerscheinungen. Insgesamt spiegelt der Ernährungszustand der Pflegebedürftigen die Situation der Allgemeinbevölkerung wieder: Es wird zu wenig Gemüse und Fisch, dafür zu viel Wurst und Fleisch verzehrt, und vor allem Ballaststoffe kommen zu kurz.
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