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Parkinson: Verhaltensstörung durch Dopaminagonisten tritt häufig auf

Freitag, 29. Juni 2018 – Autor:
Bei Parkinson-Patienten kann es als Nebenwirkung der Medikamente häufiger zu einer Verhaltensstörung kommen als gedacht. Vor allem Dopaminagonisten sind dafür verantwortlich.
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Dopaminagonisten können die Impulskontrolle stören und zu Suchtverhalten führen – Foto: ©Kai Krueger - stock.adobe.com

Bei Parkinson-Patienten kann es als Nebenwirkung der Medikamenten-Therapie häufiger zu einer Verhaltensstörung kommen als gedacht. Das Risiko, eine Impulskontrollstörung zu entwickeln, beträgt fast 50 Prozent. Das ergab eine Studie von Forschern des Hôpital Pitié-Salpêtrière in Paris.

Längstens fünf Jahre lang beobachteten die Wissenschaftler eine Kohorte von 411 Parkinson-Patienten mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren. Die Verhaltensstörungen in Form von Spiel-Sucht, Kaufsucht oder Hypersexualität betrafen fast die Hälfte der Probanden und waren abhängig von Dosis und Dauer der Therapie.

Botenstoff Dopamin muss ersetzt werden

Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch motorische Symptome wie  Zittern, Langsamkeit und Steifheit. Ursache ist das Absterben jener Nervenzellen im Gehirn, die den wichtigen Botenstoff Dopamin produzieren. Behandelt wird sie unter anderen mit L-Dopa oder Dopaminagonisten.

Inbesondere bei den Dopaminagonisten wurde bereits über Verhaltensstörungen berichtet. Die Häufigkeit wurde bislang auf etwa 15 Prozent geschätzt. Die französischen Forscher kommen zu einem anderen Ergebnis. Für ihre Studie wurden die Patienten einmal im Jahr von einem Neurologen untersucht, der die Symptome der Krankheit, die Art der Behandlung und das Vorhandensein von Verhaltensstörungen dokumentierte.

Parkinson: Verhaltensstörung durch Dopaminagonisten häufig

Die Verhaltensstörungen zeigte sich häufiger als gedacht. Zu Beginn der Studie wiesen 20 Prozent der Parkinson-Patienten Impulskontrollstörungen in Form von Essstörung (11 Prozent), zwanghaftem Sexualverhalten (9 Prozent), zwanghaftem Einkaufen (5 Prozent) und Spielsucht (4 Prozent) auf. Nach fünf Jahren waren bereits 33 Prozent der Patienten davon betroffen.

Bei den Patienten, die beim Eintritt in die Studie keine Impulskontrollstörungen hatten, entwickelte sogar fast die Hälfte (46 Prozent) innerhalb von fünf Jahren Verhaltensstörungen. Bei Patienten, die mit einem Dopaminagonisten behandelt wurden, waren es 52 Prozent. Bei Patienten, die ein anderes Medikament erhielten, 12 Prozent.

Nach dem Absetzen können die Symptome verschwinden

Darüber hinaus wurde eine signifikante Beziehung zwischen der kumulativen Dosis von Dopaminagonisten und dem Auftreten von Verhaltensstörungen beobachtet. Das Fazit der Forscher: Bei der Behandlung sollte sorgältig auf entsprechende Auffälligkeiten geachtet werden. Nach dem Absetzen der Dopaminagonisten können die Symptome verschwinden. Die Studie wurde im Fachmagazin Neurology veröffentlicht.

Foto: Kai Krueger/fotolia.com

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