Paracetamol behindert Testosteronproduktion bei Ungeborenen
Paracetamol ist das meistverkaufte Medikament in Deutschland. Es ist günstig, rezeptfrei, und sogar in der Schwangerschaft gilt die Einnahme als weitgehend unbedenklich. Allerdings haben schon einige Studien Hinweise geliefert, dass Paracetamol in der Schwangerschaft zu motorischen Entwicklungsstörungen beim Fötus führen kann und das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten sowie für ADHS erhöht.
Zudem haben epidemiologische Untersuchungen ergeben, dass Paracetamol die Rate von Lageanomalien der Hoden bei männlichen Feten erhöht. Eine neue Studie liefert dazu nun die Erklärung. Demnach kann eine häufige Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft die Testosteronproduktion beim Ungeborenen blockieren. Die Studie wurde im Fachmagazin Science Translational Medicine veröffentlicht.
Testosteronspiegel sinkt unter Paracetamol
Nachdem immer wieder ein Zusammenhang zwischen Paracetamol in der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für einen Hodenhochstand beim Ungeborenen beobachtet wurde, haben Wissenschaftler der Universität Edinburgh nach den Ursachen geforscht. Das Team um Dr. Rod Mitchell transplantierte dazu kastrierten Mäusen die Hoden von menschlichen Feten unter die Haut. Danach wurden die Mäuse mit Paracetamol behandelt. Bereits nach sieben Tagen konnte bei den Nagern ein Nachlassen des Testosteronspiegels um 45 Prozent beobachtet werden.
In weiteren Experimenten fanden die Forscher heraus, dass bei ungeborenen Tieren unter dem Einfluss von Paracetamol die Bildung von zwei Enzymen, die an der Synthese von Testosteron beteiligt sind, blockiert wird. Nach Ansicht der Forscher zeigen die Ergebnisse, dass zumindest eine höherdosierte und langfristige Anwendung von Paracetamol die Testosteronproduktion beim Fötus hemmen kann, was zum Hodenhochstand und sogar zu einer späteren Unfruchtbarkeit führen kann. Das Risiko scheint vor allem bei einer häufigen Einnahme im mittleren Schwangerschaftsdrittel erhöht zu sein.
Hohe Dosierungen während der Schwangerschaft vermeiden
In Deutschland wird im Beipackzettel von Paracetamol nicht auf diese mögliche Nebenwirkung hingewiesen. Hier heißt es, epidemiologische Daten hätten „keinen Hinweis auf mögliche unerwünschte Nebenwirkungen auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Feten/ Neugeborenen“ ergeben, und selbst bei Überdosierung gäbe es keinen Anstieg des Risikos für Fehlbildungen. Dennoch wird davon abgeraten, Paracetamol in der Schwangerschaft über einen längeren Zeitraum, in höheren Dosen oder in Kombination mit anderen Arzneimitteln einzunehmen.
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