Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Paracetamol behindert Testosteronproduktion bei Ungeborenen

Mittwoch, 3. Juni 2015 – Autor:
Im Gegensatz zu anderen Schmerzmitteln gilt die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft als weitgehend unproblematisch. Doch eine Studie zeigt, dass das Medikament die Testosteronproduktion bei männlichen Feten herabsetzen kann.
Paracetamol während der Schwangerschaft

Schwangere sollten Paracetamol nicht in höheren Dosierungen einnehmen – Foto: mangpor2004 - Fotolia

Paracetamol ist das meistverkaufte Medikament in Deutschland. Es ist günstig, rezeptfrei, und sogar in der Schwangerschaft gilt die Einnahme als weitgehend unbedenklich. Allerdings haben schon einige Studien Hinweise geliefert, dass Paracetamol in der Schwangerschaft zu motorischen Entwicklungsstörungen beim Fötus führen kann und das Risiko für Verhaltensauffälligkeiten sowie für ADHS erhöht.

Zudem haben epidemiologische Untersuchungen ergeben, dass Paracetamol die Rate von Lageanomalien der Hoden bei männlichen Feten erhöht. Eine neue Studie liefert dazu nun die Erklärung. Demnach kann eine häufige Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft die Testosteronproduktion beim Ungeborenen blockieren. Die Studie wurde im Fachmagazin Science Translational Medicine veröffentlicht.

Testosteronspiegel sinkt unter Paracetamol

Nachdem immer wieder ein Zusammenhang zwischen Paracetamol in der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für einen Hodenhochstand beim Ungeborenen beobachtet wurde, haben Wissenschaftler der Universität Edinburgh nach den Ursachen geforscht. Das Team um Dr. Rod Mitchell transplantierte dazu kastrierten Mäusen die Hoden von menschlichen Feten unter die Haut. Danach wurden die Mäuse mit Paracetamol behandelt. Bereits nach sieben Tagen konnte bei den Nagern ein Nachlassen des Testosteronspiegels um 45 Prozent beobachtet werden.

In weiteren Experimenten fanden die Forscher heraus, dass bei ungeborenen Tieren unter dem Einfluss von Paracetamol die Bildung von zwei Enzymen, die an der Synthese von Testosteron beteiligt sind, blockiert wird. Nach Ansicht der Forscher zeigen die Ergebnisse, dass zumindest eine höherdosierte und langfristige Anwendung von Paracetamol die Testosteronproduktion beim Fötus hemmen kann, was zum Hodenhochstand und sogar zu einer späteren Unfruchtbarkeit führen kann. Das Risiko scheint vor allem bei einer häufigen Einnahme im mittleren Schwangerschaftsdrittel erhöht zu sein.

Hohe Dosierungen während der Schwangerschaft vermeiden

In Deutschland wird im Beipackzettel von Paracetamol nicht auf diese mögliche Nebenwirkung hingewiesen. Hier heißt es, epidemiologische Daten hätten „keinen Hinweis auf mögliche unerwünschte Nebenwirkungen auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Feten/ Neuge­borenen“ ergeben, und selbst bei Überdosierung gäbe es keinen Anstieg des Risikos für Fehlbildungen. Dennoch wird davon abgeraten, Paracetamol in der Schwangerschaft über einen längeren Zeitraum, in höheren Dosen oder in Kombination mit anderen Arzneimitteln einzunehmen.

Foto: © mangpor2004 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Schwangerschaft

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin